28. Mai 2011: Keufelskopf Ultratrail

Keufelskopf Ultratrail – 85 km, 3.000 hm

Unsere Ergebnisse:

Frank Nicklisch: 13:11:23 h
Iris Hadbawnik: 13:15:10 h
Oliver Weis: 13:15:10 h

Laufbericht von Frank Nicklisch:

Ich war mir im Vorfeld nicht wirklich darüber im klaren was mich hier erwarten würde. Die nackten Fakten sprachen von einem Traillauf über 85km mit über 3000 Höhenmetern. Aber schon ein Blick auf die Ergebnisse der letzten Jahre und die Aussage des Veranstalters, das es sich um einen sehr, sehr anspruchsvollen Lauf handelt hätten eine deutliche Warnung sein können…

Ich war also auf einen Lauf vorbereitet (nein – falsche Wortwahl: ich war in keinster Weise vorbereitet!!) der mich an meine Grenzen bringen würde. Traillaufen ist nun nicht wirklich eine von mir bevorzugte Disziplin und Berglaufen erst recht nicht. Jetzt sollte ich beides zusammen machen.

Der Start erfolgte pünktlich um 6:00 und schon bald darauf folgten die ersten Hügel. Noch war alles im grünen Bereich. Tempo OK, Belastung OK und eine abwechslungsreiche attraktive Strecke.

Die Kilometer flogen dahin, bergauf gehen und den Rest laufen. Das Tempo pendelte zwischen 5:20 und 5:50.

So nach und nach wurden die Steigungen anspruchsvoller und die Muskeln zeigten erste Ermüdungserscheinungen. Nach 3h erreichte ich den ersten, spartanisch ausgestatteten Verpflegungsposten bei km 24. Erste Hochrechnung: 8km pro Stunde, und das würde nicht besser werden – naja.

Mein Energiebedarf war außergewöhnlich hoch und so langsam machte ich mir Sorgen, ob meine Verpflegung wirklich für die Strecke reichen würde. Ich fing an meine Vorräte zu rationieren – und lief prompt in einen Hungerast.

Nach 35km fingen meine Beine immer öfter an zu krampfen. Erst die Waden, dann die Adduktoren. Ich steuerte mit Salz gegen und wunderte mich immer wieder darüber wie schnell Salz Krämpfe löst. Im Verlauf des gesamten Laufes habe ich ca. 30 Salztabletten genommen – so viel wie noch auf keinem Lauf zuvor…

Nach ca. 5:20h beendete ich die erste Schleife und erreichte wieder den Ausgangspunkt des Laufes. 41km waren geschafft und auch ich war geschafft. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen noch weitere 44km zu laufen, wobei mir immer wieder versichert wurde, dass die zweite Schleife deutlich schwerer ist.

Ich aß ein belegtes Brötchen und hatte Schwierigkeiten die dringend benötigte Nahrung herunterzuwürgen. Wie in Trance ging es auf die zweite Schleife, nachdem ich, einem Geistesblitz folgend, zuvor noch meine Treckingstöcke aus den Auto geholt hatte. Ohne Stöcke hätte ich die restliche Strecke wahrscheinlich nie geschafft.

Die nächsten Kilometer ging ich zumeist und war in übeler Verfassung. Ich empfand es als absoluten Wahnsinn noch einmal auf die Strecke zu gehen – aber ich war hier angetreten um anzukommen, egal in welcher Zeit. Und es zeigte sich meine häufig gemachte Erfahrung: in einem Tief muss man durchhalten und irgendwann ist auch das längste Tief vorbei.

Hier dauerte das Tief bis km 55. Noch 30km – oder auch etwas mehr, wer weiß das schon…

Nach km 55 hatte ich mich auf einem konstanten Niveau eingependelt was die Nahrungsversorgung, das Trinken, die Salzzufuhr und die Belastung anging. Bergauf konsequent gehen – in den wenigen flachen Stücken und den moderaten Gefällestücken laufen. Steil bergab war dann eher ein Eiertanz – hangeln von Baum zu Baum und auf meine Salomon Trailschuhe vertrauend, die einen unglaublichen Grip bewiesen.

Immer weiter ging es über mehr oder weniger schmale und holprige Pfade. Jeder Höhenmeter bergab ließ mich darüber nachdenken, dass ich diese meter auch wieder hoch muss. Langsam machte sich mit jeder neuen Steigung Verzweiflung breit.

Nach km 70 wollte ich nur noch ins Ziel – ich hatte keine Lust mehr weiter diese massiven Steigungen auf losem Waldboden zu bewältigen. Doch der schwerste Abschnitt lag noch vor mir. Immer häufiger kamen kurze, aber sehr heftige Steigungen, die ich ohne Stöcke wahrscheinlich nur auf allen vieren bewältigt hätte. An manchen Stellen hatte der Veranstalter Seile angebracht – ohne die es völlig unmöglich gewesen wäre weiterzukommen.
Schließlich ging es zurück in den Startort und in Richtung Ziel, aber nicht ohne zuvor noch eine Runde über den Steinbruch zu nehmen. Die letzten 2km konnte ich trotz allem noch gut laufen und erreichte völlig erschöpft nach 13:11h das Ziel.

Heute kämpfe ich mit einem mörderischen Muskelkater, der mich dazu zwingt Treppen rückwärts runterzugehen. Das kannte ich schon lange nicht mehr 😉

Laufbericht von Iris Hadbawnik:

Ich glaube, das war der härteste Lauf, den ich jemals absolviert habe!
Anfangs war es ja noch ganz witzig: wunderschöne Singletrails, ein paar Steigungen auf und ab… aber irgendwann wurde es richtig heftig und steilen, unwegsamen Abstiegen mit viel Geröll folgten Anstiege, an denen man sich nur anhand eines Seiles hochziehen konnte…
Da hat sich unser „Höhentraining“ der letzten Wochen richtig ausgezahlt und – zumindest muskulär – hatte ich keinerlei Probleme hatte.

Ganz früh jedoch, bereits zu Beginn des Rennens – bei KM 20 – hab ich erstmals getestet, wie hart der Waldboden wirklich ist und habe es mir bäuchlings auf diesem „bequem“ gemacht. Ein paar Abschürfungen und Prellungen – aber ansonsten bin ich einigermaßen heil geblieben. Weitere kleinere Zwischenfälle (wie das Ausrutschen auf dem sandigen Untergrund) gaben mir dann zum Ende hin die nötige Wut im Bauch, um das Rennen schnellstmöglich zu beenden.

Ungewöhnlich hart war auch, dass es nur Eigenverpflegung gab. Das hieß, jeder Läufer musste sein Essen während des gesamten Laufes in einem Rucksack mit sich tragen. Lediglich Wasser wurde an den Verfplegungsstellen (die etwa alle 20 km vorhanden waren) gereicht – und persönliche Getränke, die man dort deponieren konnte. Oli und ich hatten an jeder VP jeweils 0,5 l Cola deponiert – und das hat mir schier das Leben gerettet! 🙂

Fazit: Auch wenn der Veranstalter schreibt, Trekkingstöcke wären nicht erforderlich, so kann ich diese auf der zweiten Runde dieses Laufes nur empfehlen.

Unser nächstes geplante Event – der Zugspitz-Ultratrail Ende Juni – kann nun auch nicht mehr wirklich viel härter werden, als dieser Lauf…

Laufbericht von Oliver Weis:

Und ich dachte schon, nach dem Bärenfelslauf vor 4Wochen und unseren etlichen Trainingskilometern auf, und um den Feldberg sowie den Schloßberg in Homburg hoch und runter, wäre ich gut vorbereitet…
Pustekuchen !
Der Keufelskopf entpuppte sich schon nach wenigen KM als Abenteuer. An einer Eisenbahnbrücke am Seil runterhangeln und dabei noch über und unter Baumstämmen turnen, war ein lächerliches Aufwärmprogramm…
und dann kam es immer härter und wilder und abenteuerlicher und steiler und schiefer und bücken und hüpfen und naja Trail PUR !!!
So was hatten Iris, Frank und ich uns nie vorstellen können.
Jeder hatte auf seine Art und Weise mit den üblen Umständen zu kämpfen.
Iris war öfters mal als Bodenkundlerin unterwegs…Frank entdeckte an sich streikende Muskeln, wie nie zu vor…und ich hatte bereits 215m vor den Start schon mit meinen alten Beschwerden „Fußleiden“ zu kämpfen…welche mich die ganzen 85000Metern begleiten sollten 🙁
Am Ende war es, wie immer, wenn es in diese Regionen geht, ein absolut geiles Abenteuer….welches man jedoch nicht unbedingt wiederholen muss !! 🙂 !!
=>… aber seit dem…glaubt es oder nicht…meinem Fuß geht es blendend… 🙂

 

Zur Website des Veranstalters: www.tuerlings.de