Barbarossa Etappenlauf: 325 km in 5 Tagen – von Korbach bis Nordhausen
Unsere Ergebnisse:
Iris Hadbawnik: 49:07 h
Oliver Weis: 49:07 h
Laufbericht von Iris Hadbawnik zum Barbarossa Etappenlauf:
Etappe 1 (51 km, 1.380 hm):
„Start zu unserem ersten Etappenlauf, dem Barbarossalauf 2013. Zwar ist dieser mit 5 Etappen und 325km recht anspruchsvoll, aber dafür verkehrsgünstig gut in Nordhessen gelegen.
Als um 7 Uhr der Startschuss erklang, wussten wir nicht, was uns die kommenden Tage noch alles erwarten sollte. Bei recht kühlen Temperaturen ging es daher erstmal ziemlich zügig voran… und ich dachte, das wäre ein gemütlicher Etappenlauf!?
Oli hatte diverse Probleme mit dem Garmin (sprich: Tscharmin ;-)), mit dem wir das erste Mal einen Wettkampf liefen, da die Strecke nicht ausgeschildert war. Dies war auch der Grund, warum wir immer schön an unserer Gruppe dranbleiben mussten, ansonsten hätten wir uns sicher hoffnungslos verlaufen… 🙂
Lustige und interessante Gespräch mit Petra halfen uns über die Etappe hinweg und ehe wir uns versahen, waren wir bereits im Maritim Hotel in Bad Wildungen eingetroffen. Ein gelungener Start, der mit einem Bierchen belohnt wurde… nur Oli hatte sich bereits diverse Blutblasen an den Füßen zugezogen, die uns die kommenden Tage begleiten sollten…
Erkenntnis des Tages: Wassermelonen schmecken während des Laufes und bei Temperaturen von bis zu 28 Grad einfach herrlich!! :-)“
Etappe 2 68 km, 1.480 hm):
„Nach einer kurzen Nacht (ich war viel zu aufgewühlt, um tief zu schlafen) ging es bereits früh wieder raus und nach einem kleinen Frühstück (vom viel zu leckeren Frühstücksbuffet im Maritim-Hotel) wieder auf die Piste. Es versprach ein wolkenloser, heißer Tag zu werden und es stand die Etappe mit den meisten Höhenmetern auf dem Plan.
Aber am Ende waren es nicht die Höhenmeter und auch nicht die teilweise wunderschönen Trails, die uns fertig machten, sondern der dichte Bewuchs von Brennesseln und Brombeeren, die diese Trails säumten… Wow, waren unsere Beine blutig zerkratzt und von fetten Pferdebremsen zerstochen – aber glücklicherweise haben wir uns bei den Ausflügen durchs dichte Gebüsch keine Zecken eingefangen…
Als man bereits dachte, es geht schon nicht mehr schlimmer, forderte uns die „Rampe“ am Ende nochmal alles ab. Bis zu 35 % mussten wir quer durch den Wald emporkraxeln (ist hier wirklich Barbarossa entlanggeschritten?! Er war wohl ziemlich sportlich, der gute Herr… ;-)) – und dabei nur nicht stehenbleiben, sonst hätten uns die Mücken und Bremsen schier aufgefressen…
Nach knapp 10 Stunden erreichten wir gemeinsam mit Petra die Jugendherberge in Rotenburg, in der mir oben im Stockbett erneut eine recht schlaflose Nacht bevorstehen sollte….
Erkenntnis des Tages: Das Mücken- und Zeckenspray vom Deutschen Blutspendedienst hat mir wahre Dienste erwiesen und so kam ich mit lediglich zwei Mückenstichen durch diesen Tag!!“
Etappe 3 (59 km, 1.000 hm):
„Erneut ging es früh auf die Piste, denn es versprach mit 32 Grad ein äußerst heißer Tag zu werden. Ziemlich gerädert stand ich am Start, denn wie bitte soll man im Mini-Stockbett mit Holzumrandung und 4 Leuten auf kleinstem Raum in Ruhe schlafen können??
Zunächst verlief die Etappe über einen flachen Radweg und dabei taten mir bereits von den vorherigen Tagen die Füße weh, sind wir es doch gar nicht mehr gewöhnt, so viel über flachen Asphalt zu laufen… Trailwege zur Boyneburg versprachen etwas Abwechslung, aber am Nachmittag brannte zwischen den Feldern die Sonne unbarmherzig auf uns herunter.
Gemeinsam mit Petra quälte ich mich durch die Hitze, als wir in der Ferne einen Sonnenschirm an der Strecke sahen. Ein Verkaufsstand, sagte ich zu Petra. Dort wollte ich meine Beine etwas kühlen… beim Näherkommen glaubten wir zunächst an eine Fata Morgana, realisierten dann aber, dass dort von Jürgen und seiner Frau ein ungeplanter VP aufgebaut wurde – mit alkoholfreiem Bier und anderen Köstlichkeiten. Einfach himmlisch!!
Oli und ich gönnten uns in Ruhe im Schatten ein Fläschen, bevor wir gestärkt die letzten 5 KM bis zum Ziel bewältigten.
Zwei Erkenntnisse dieses Tages: Kühles, alkoholfreies Bier während eines Ultras ist einfach ein Traum!! Und Nike Free schonten meine geschundenen Füße auf Asphalt und waren selbst auf den Trails äußerst zuverlässig!!“
Etappe 4 (81 km, 1.040 hm):
„Die Königstetappe stand auf dem Plan – aber bereits beim Aufstehen tat mir alles weh. Zwar hatte ich für meine Verhältnisse relativ gut geschlafen, aber ich wusste nicht, wie ich mit diesen müden Beinen die 80 km überstehen sollte…
Es waren über 36 Grad vorhergesagt und erneut standen Passagen über asphaltierte Radwege bevor.
Nach dem Startschuss und dem ersten „Einrollen“ war es interessant zu erfahren, wie schnell der Körper sich auf die erneute Belastung einstellt und einfach seine Arbeit tut – trotz aller Anstrengung der vorherigen Tage. Als es dann allerdings an die ersten Steigungen ging, merkte ich die Müdigkeit erst so richtig und verlor zum ersten Mal den Anschluss an Petra, die wie ein junges Reh ihres Weges zog.
Nun waren Oli und ich im Zweier-Team unterwegs, wobei uns der Garmin stets den rechten Weg wies. 🙂
Die Etappe zog irgendwie an mir vorbei. Ich ignorierte so gut es ging die Hitze, die langen Asphaltpassagen und quälte mich mit den Jungs (Matthias gesellte sich zu unserer Gruppe) über den stillgelegten Bahndamm durch dichtes Brennessel-Gestrüpp.
Als sich der unbemannte VP bei KM 50 als wahres Paradies mit alkoholfreiem Bier herausstellte, half dies über die weiteren Strapazen hinweg. So rettete ich mich von VP zu VP und genoss 7 km vor dem Ziel bei Jürgen und seiner Frau nochmal eine kalte Dusche und ein Fläschen dieses köstlichen Gebräus. 🙂
Erkenntnis des Tages: Der 4. war mit Abstand mein schlechtester Tag. Zum Glück war Oli mental stark, so dass er mich mitziehen konnte, ansonsten wäre ich mit Sicherheit irgendwo auf der Strecke geblieben.
2. Erkenntnis: Ein richtig fetter Döner mit viel Fleisch und Salat schmeckt nach 12 Stunden auf der Piste einfach nur köstlich!! :-))“
Etappe 5 (67 km, 950 hm):
„Als mich Petra beim Frühstück fragte, wie es uns geht, wäre ich fast in Tränen ausgebrochen. Ich war mit den Nerven völlig am Ende, mir taten beide Sprungelenke und der Nacken weh. Aber was soll ich jammern, Oli ging es noch viel schlechter als mir… er konnte nur noch humpeln…
Obwohl es mir nach den ersten Kilometern wieder relativ gut ging (was immer das unter diesen Umständen hieß), benötigte Oli etwas länger, um wieder auf Trab zu kommen. Immer wieder mussten wir gehen und so war die Devise: egal, was passiert, wir wollen gesund im Ziel ankommen – aber bitte nicht als Letzter!! 😉
Die Etappe war zunächst landschaftlich eine der schönsten. Wir überquerten zweimal den Kyffäuser, liefen über schöne Trails (natürlich mit Brennesseln) und dichten Wald. Wir hätten es richtig genießen können, hätte der „Tscharmin“ nicht total rumgezickt… Nach etlichen Verläufern mit blankem Nervenkostüm fiel es Oli plötzlich ein: beim Batteriewechsel war die SD Karte herausgerutscht und die Topo-Karte wurde nicht mehr anzeigt… schnell war der Fehler behoben, noch bevor jemand von uns beiden restlos ausflippen konnte… ;-))
Nach dem Wald ging es wieder durch die Felder und über den Radweg nach Nordhausen. Natürlich brannte erneut erbarmungslos die Sonne auf uns nieder…
Es war reines Glück, dass uns auf den letzten 20 Kilometern Harald begleitete, der eine Etappe mitlief und wegen einer Blase bei KM 50 eigentlich aussteigen wollte. Mit interessanten Gesprächen und lustigen Geschichten wurde ich so weit von meinen Blessuren abgelenkt, dass wir für einen Großteil der Strecke sogar wieder in Trabschritt verfielen.
Ich weiß nicht, ob Nordhausen die längste Stadt Thüringens ist, aber das Ziel wollte am Ende einfach nicht näherkommen. Daher war die Erleichterung und das Glück umso größer, als wir nach knapp 12 Stunden (eine Stunde vor unserem Verfolger) im Ziel einliefen!! Jetzt fiel erstmal alles von uns ab: Alle Anspannung, alle Strapazen und alle nervlichen Belastungen. Und das Schönste war: wir mussten erstmal nicht wieder laufen!!! 🙂
Von 41 Startern haben am Ende 33 das Ziel erreicht. Eine DNF-Quote von ca. 20 Prozent ist für einen solch langen Lauf relativ gering. Das zeigt wohl auch die hohe Qualität dieses Starterfeldes. Gewundert hat mich nur teilweise, wie leichtfertig manche ihr DNF begründeten: „Magenprobleme“, .“…es hat keinen Spaß mehr gemacht“, „….der Kopf hat nicht mehr mitgespielt…“ !?!
Mit dieser Einstellung hätten wir nicht mal die erste Etappe beendet…;-) Beginnt denn am Ende nicht erst der richtige Ultra, wenn man sich über die Strapazen hinwegkämpft??
Erkenntis des Laufes: Es ist wahnsinn, was der Körper zu leisten imstande ist, obwohl ihm alles weh tut – und wie man am Ende funktioniert, wenn einfach nur der Wille stimmt!!“
Website des Veranstalters: www.meldelaeufer.de