Oktober 2010: Frankfurt Marathon

31. Oktober 2010: Frankfurt Marathon

Unsere Ergbebnisse:

Oliver Weis: 03:24:54 h
Iris Hadbawnik: 04:01:24 h
Fabian Kümper: 04:13:38 h
Claudia Kümper: 04:17:50 h
Frank Nicklisch: 04:17:50 h

 

 

Laufbericht von Claudia Kümper zum Frankfurt Marathon 2010:

Zum zweiten Mal in Frankfurt – schöne Erinnerungen an den Lauf im Vorjahr (Fabians Premiere und meine persönliche Bestzeit), auch in diesem Jahr wieder verbunden mit einem Familientreffen und der Wiedersehensfreude, traumhaftes Wetter und die heimliche Hoffnung auf eine erneute Bestzeit – mit so vielen positiven Gedanken gingen wir an den Start. Für Fabian war es der dritte Marathon, für mich der zehnte (Jubiläum!). Frank hatte sich entschlossen, bei diesem Marathon keine Jagd auf Bestzeiten zu machen, sondern uns als Pacer zu unterstützen. Das war ein Superangebot, und so beschlossen Fabian und ich, eine Zielzeit von 4:15 Stunden ins Auge zu fassen.

Den halben Samstag verbrachten wir auf der Marathonmesse, genossen die vielfältigen Angebote, tätigten ein paar Schnäppchen-Einkäufe und saßen anschließend in einer größeren Gruppe bei Pasta und Getränken in der Festhalle, sahen Filmabschnitte von vergangenen Marathonläufen auf der Großbildleinwand und freuten uns auf unseren persönlichen Zieleinlauf am Sonntag. Ich staunte immer wieder, wie viele Menschen sich hier offensichtlich persönlich kannten und freudig begrüßten.

Am Sonntagmorgen weckte uns neben dem Wecker prasselnder Regen (Parallelen zum letzten Mainz Marathon ließen sich nicht ganz wegdenken), aber wir vertrauten auf die Wettervorhersage und sollten nicht enttäuscht werden: Kurz vor Frankfurt riss der Himmel auf und es versprach ein herrlicher Tag zu werden. Nach unserer ersten Anlaufstelle bei Iris trafen wir uns am Hauptbahnhof mit Annika, die auch in diesem Jahr aus Mainz angereist war, um uns unterwegs an mehreren verabredeten Streckenpunkten lauthals zu unterstützen.

Mit allen guten Wünschen (und nach einigen „Vorher“-Gruppenfotos) verabschiedeten wir uns an der Messehalle voneinander und begaben uns in aller Ruhe zur Startaufstellung. Zehn Minuten nach der Spitze überquerten wir die Ziellinie und bewegten uns in mehreren Runden durch die Innenstadt. Ich hatte mir im Vorfeld den Streckenverlauf eingeprägt und versuchte nun die Orientierung zu behalten und die markanten Punkte wieder zu erkennen. Im Gegensatz zum Vorjahr, in dem ich einfach der Menschenmenge folgte, hatte ich dieses Mal eine Vorstellung davon, wo ich mich gerade befand. Ich genoss die Innenstadt und das Publikum an der Alten Oper, die Brücke über den Main und die anschließenden Kilometer am Wasser entlang, freundlichen Zuspruch aus dem Publikum und jede Menge Musik unterwegs. Wir waren gut in der Zeit und überquerten die Halbmarathonmarke nach 2:03:27 Stunden. Wie im Vorjahr leuchtete kurz danach das lila Banner der ansässigen Kirchengemeinde quer über dem Weg: „… noch 21 km hoffen + beten“. Bald danach ging es erneut über den Main. Der Ausblick von der Schwanheimer Brücke auf die City mit ihrer modernen Hochhausarchitektur war fantastisch.

Nur wenige Kilometer später in Höchst bekam ich Magen-Darm-Probleme (zu viel Powergel oder doch „nur“ Stress?) und stand erst einmal mehrere Minuten am Dixi-Häuschen an. Danach verzichtete ich komplett auf Gel, trank auch nur wenig, um den Magen nicht herauszufordern und hielt mich mit Traubenzucker über Wasser. Von da an war an lockeres Laufen nicht mehr zu denken und ich nahm Abschied von meiner Wunsch-Zielzeit. Ich musste mir eingestehen, dass ich im Sommer nicht ausreichend trainiert hatte und zudem vor zwei Wochen von einer Erkältung heimgesucht worden war. An der Unterführung in Nied wartete Annika – das war noch einmal ein Motivationsschub.

Inzwischen befanden wir uns auf der langen Mainzer Landstraße. Fabian war immer noch erstaunlich fit, sodass ich jetzt die Entscheidung treffen musste, dass wir nicht zu dritt über die Ziellinie laufen würden, sondern ich zurück blieb. Eine kurze Verschnaufpause gönnte Fabian mir, als er sich auf der Strecke noch einmal zurückfallen ließ, um sich mit Joey Kelly, zu unterhalten, der einen blinden Läufer auf diesem Rennen begleitete. Zügig schloss er anschließend wieder zu uns auf und ich bat Frank, dass er Fabian ins Ziel begleiten sollte. Doch stattdessen instruierte Frank ihn, was er auf den folgenden Kilometern zu tun hätte und kam zu mir zurück.

Gemeinsam bewältigten wir beide die letzten Kilometer, wobei Frank mich mächtig „zog“. Am Ende war ich wie im Tunnel und konnte mich selbst am Anblick des Messeturms nicht wirklich erfreuen. Erst in der Festhalle fiel alle Anspannung von mir ab und Frank und ich überquerten die Ziellinie Hand in Hand nach 4:17:50 Stunden. Draußen trafen wir auf Iris und Oliver, tauschten uns aus und griffen zur Zielverpflegung. Keiner hatte Fabian gesehen. Er war ohne genaue Zeitvorstellung über die Ziellinie gelaufen (die Uhren hatten Frank und ich getragen) und anschließend  zügig Richtung Dusche verschwunden. Da Fabian nur seine Bruttozeit kannte, war er gerade dabei sich seine Soforturkunde ausdrucken zu lassen, als er zum Glück auf Iris traf und wir uns auf diese Weise wiederfanden. Fabian ist den Marathon in 4:13:38 Stunden gelaufen und konnte damit seine persönliche Bestzeit über 11 Minuten verbessern.Unsere Wunsch-Zielzeit hatte er auf den letzten Kilometern noch locker überrundet! Ich selbst war erstaunt und erfreut über meine eigene Zielzeit, die trotz aller Widrigkeiten von den mutig angepeilten 4:15 Stunden gar nicht so weit entfernt und immer noch gut 7 Minuten schneller als vor einem Jahr war.

In Neuwied ließen wir unseren erfolgreichen Lauftag bei Kaffee und Kuchen ausklingen, ehe Fabian und ich uns auf die Autobahn Richtung Norden begaben. Mit brummenden Muskeln und hohem Endorphinspiegel kamen wir hellwach um Mitternacht in Tönning an.

Laufbericht von Iris Hadbawnik:

Sobald der Herbst über Frankfurt hereinbricht, die ersten Blätter fallen und die Tage kürzer werden, ist das für mich ein klares Zeichen: Der Marathon steht vor der Tür. Denn seit 2002 bietet mir der Frankfurt Marathon, der sozusagen direkt an meiner Haustür vorbeigeht, den perfekten Saisonabschluss.

So auch in diesem Jahr. Einem Jahr, in dem der Frankfurt Marathon als Lauf der Rekorde in die Geschichtsbücher eingehen wird. Ein sensationeller Streckenrekord bei den Männern, bei dem Wilson Kipsang mit einer Zeit von 02:04:57 Stunden im internationalen Vergleich die zweitschnellste Siegerzeit und die drittschnellste Marathonzeit in diesem Jahr erreicht. Dieser Siegerzeit folgt ein neuer Streckenrekord bei den Frauen sowie je eine Weltrekordzeit im Rückwärtslaufen, einer sehbehinderten und einer blinden Läuferin. Rekorde fallen sozusagen im Minutentakt. Und am Ende des Tages bleibt mir nur eine Erkenntnis: Leider, leider sind Rekorde nicht ansteckend …

Dabei standen alle Zeichen gut. Die Zeitumstellung in der Nacht schenkte uns eine Extrastunde Schlaf, und bereits am frühen Morgen kündigte sich ein schöner und sonniger Herbsttag an. Mit Spannung erwartete ich die Reaktionen meines Körpers, denn vor knapp vier Wochen bin ich noch beim Ultralauf in Köln mit 73,3 Kilometern gestartet. War ich schon wieder genügend regeneriert? Sind Muskeln, Sehnen, Gelenke zu hundert Prozent fit? Oder – ich wagte es kaum zu denken – könnte es diesmal sogar für einen persönlichen Rekord mit neuer Bestzeit reichen? Mit Spannung stehe ich am Sonntagmorgen am Start der 29. Auflage des Frankfurt Marathons. Mit Händen und Füßen hatte ich mich zuvor zu meinem Startblock durchgeboxt, mit letztem Einsatz bin ich über die Absperrgitter geklettert. Dicht gedrängt und in ausgelassener Stimmung wartet die Masse von etwa 12.000 Läufern kurz vor 10 Uhr auf den erlösenden Startschuss.

Des einen Freud, des anderen Leid
Bereits auf den ersten Kilometern im Zickzack-Kurs durch die Frankfurter Innenstadt zeigte sich: Es wird ein warmer Herbsttag. Ein sehr warmer Tag … und vielleicht zu warm für eine neue Bestzeit? Ein etwas kühleres Wetter hätte ich mir für diesen Tag schon gewünscht, aber ein Blick an den Straßenrand zeigte schnell: Das sonnige Wetter hatte mehrere tausend johlende Zuschauer mit einer großen Portion guter Laune in die Mainmetropole gelockt. Ich laufe und genieße jeden einzelnen davon.

Der Vorteil, einen Marathon zu laufen, den man seit Jahren in- und auswendig kennt, ist gleichzeitig der Nachteil. Dadurch, dass man jeden Zentimeter des Streckenverlaufs kennt, erlebt man keinerlei Überraschungen mehr. So scheinen mentale Tiefpunkte an vielen Stellen entlang der Strecke über Jahre hinweg in meinem Hirn regelrecht eingebrannt zu sein. Wie bei einem Computerprogramm wurden diese Gedankenmuster nun abgerufen. Kilometer 15: Oh mein Gott, das zieht sich. Kilometer 21: Genau hier fühlte ich mich auch im letzten Jahr sehr schlapp. Schwanheimer Brücke: Hatte mich hier nicht mal der 3:45er Pacer überholt? Und so geht es in einem fort. In der Mainzer Landstraße bei Kilometer 32 fällt mir ein, dass ich genau an dieser Stelle im letzten Jahr ein paar Meter gehen musste. Und prompt quengelt mein Körper mit seiner letzten ihm noch zur Verfügung stehenden Kraft: „Ich muss jetzt auf der Stelle ein paar Schritte gehen!“ …

Langsam beginne ich mich zu fragen, ob es überhaupt Sinn macht, weiterhin in Frankfurt zu starten und auf Bestzeit laufen zu wollen. Als mich 5 Kilometer vor dem Ziel auch noch der 4-Stunden-Pacemaker überholt, war ich endgültig demoralisiert. Ein kurzer Blick auf die Uhr, und mir wurde schlagartig klar, dass ich nicht einmal mein Minimalziel, nämlich unter einer Zielzeit von 4 Stunden zu bleiben, realisieren kann. Ich wusste, jetzt hat mich „Hammering Man“ endgültig in seinen Klauen. Deprimiert hörte ich in mich hinein. Lauschte ganz angespannt, was denn da kommen möge. Aber es tat sich nichts! Hammering Man blieb, wo er war (vermutlich stand er weiterhin am Messeturm ;-)). Aber ich spürte etwas ganz anderes: Erlöst von meiner „Fußfessel“, eine bestimmte Zielzeit zu erreichen, lief es sich plötzlich viel leichter. Ich konnte die Atmosphäre und die Stimmung entlang der Straßen wieder ganz bewusst aufsaugen. Allein aus dem Jubel des Publikums und der vielen Menschen, die mich immer wieder mit „Iris, du schaffst das“ anfeuerten, zog ich die Kraft, die letzten beiden Kilometer quasi über die Strecke zu fliegen. Die tosende Zuschauermenge in der Frankfurter Festhalle und der Zieleinlauf über den roten Teppich entschädigten mich für jeden einzelnen der quälenden Gedanken innerhalb der letzten 4 Stunden, 1 Minute und 24 Sekunden.

Jeder ist ein Sieger
Traditionell bleibe ich nach dem Frankfurt Marathon in der Festhalle, bis auch der letzte Läufer auf der Strecke seinen Weg über den roten Teppich gefunden hat. Egal, ob die Läufer nach vier, fünf oder sechs Stunden ins Ziel einlaufen, jeder von ihnen hat eine großartige Leistung vollbracht, und jeder von ihnen wird hier gefeiert wie ein König. Ein tolles Erlebnis und so emotional, dass ich mir still und heimlich die ein oder andere Träne aus dem Auge wischen muss. Und als ich da am Zieleinlauf stand, in die glücklichen Gesichter der Läufer blicke und die Begeisterung deren Familie und Freunde spüre, wird mir eines ganz klar: Einmal Frankfurt, immer Frankfurt! Denn im nächsten Jahr will auch ich wieder diesen einzigartigen Zieleinlauf erleben und werde pünktlich um 10 Uhr an der Startlinie dieses großartig organisierten und stimmungsvollen Laufes stehen.

Dieser Artikel ist in den Tri-News 11/2010 beim Sportwelt Verlag erschienen.

 

Laufbericht von Oliver Weis:

..jetzt komm ich auch mal dazu und hab auch Lust zum Schreiben. Nach meiner Wurzelbehandlung heute Morgen…autsch… 🙁 geht es mir endlich besser und kann hoffentlich mal ohne Schmerztabletten schlafen.
Die musste ich schon in rauhen Mengen die letzten Tage in mich reinstopfen, sodaß ich überhaupt starten konnte.
Ansonsten war alles Bestens. Die Vorbereitung lief gut
und so konnte es losgehen.
Das Wetter, die Stimmung, die Band`s, die Verpflegung das ganze Flair is in Frankurt einfach suuuupergenial.
Dieses Jahr war auch die Pastaparty super… 🙂 3:0 für Kaiserlautern…gell, Haddi !!!
Jetzt mal`n paar Fakten.
Mein Puls knallte schon gleich zu Beginn auf über 160 und das, obwohl ich doch langsam loslaufen wollte…naja…irgendwie war von Strategie nicht viel zu sehen und ich ließ es einfach laufen aber irgendwie ging es dann doch, meinen angepeilten Schnitt „fast“ laufen zu können.
Ab KM38 kamen dann die ersten Krämpfe, nachdem ich meine Salztabletten zuvor verloren hatte…Mist
Kurzes Laufen über die Ferse, leichte gebückte Haltung…naja, filigran is anders…aber dann gingen die letzten 2km nochmals mit 4:25er Schnitt und hab dann somit die 3:25 knapp knacken können….jippiieeee…schrei !!!
aber puh, war ich platt im Ziel….dann hieß es nur noch auf meine Lieben warten… 🙂

 

Laufbericht von Frank Nicklisch:

Nachdem mir klar war, dass ich nicht in der notwendigen Verfassung war um einen Marathon auf Bestzeit zu laufen, habe ich mich kurz entschlossen als privater Pacer für Claudia und Fabian verdingt. Zielzeit sollte um die 4:15 liegen.
Bei fantastischen äußeren Bedingungen gingen wir dann kurz nach 10:00 über die Startlinie. Schnell war mir klar, dass heute optimale Bedingungen für eine Bestzeit waren.
Wir wollten in einem Tempo von 6:00 laufen und so einen Puffer von ca. 1-2 Minuten aufbauen, den wir gegen Ende sicher brauchen würden. Aber es lief einfach zu locker. Obwohl ich die beiden dauern bremste liefen wir um die 5:50.
Bereits an der Halbmarathonmarke eine neue Bestzeit für Claudia. Mit 2:03:27 hat sie ihre Bestzeit um mehr als 3 Minuten unterboten. Und immer noch waren alle locker drauf – fast beängstigend 😉
Bis km 27 konnten wir ein Polster von mehr als 4 Minuten aufbauen – die wir dann bei einem Dixi-Stop wieder verloren…
Weiter ging es über die Mainzer Landstraße und trotz ersten Ermüdungserscheinungen flogen die km nur so dahin. Sogar für ein kurzes Schwätzchen von Fabian mit Joey Kelly war noch Zeit und Luft.
Während Claudia zunehmend kämpfen musste lief Fabian immer noch erstaunlich locker und wollte nach wie vor das Tempo forcieren. Also traf ich bei km33 die Entscheidung Fabian allein laufen zu lassen. Eine kurze Besprechung über die Strategie auf den letzten 9km und er lief weiter mit 5:50er Schnitt Richtung Ziel.
Ich kümmerte mich um Claudia und gemeinsam kämpfen wir uns über die Strecke. Bei mir gewannen langsam die Endorphine die Oberhand und ich ertappte mich mehrfach dabei wie ich breit grinsend über die Strecke trabte.
Auf den letzten km konnten wir noch einmal etwas an Tempo zulegen und erreichten das Ziel gemeinsam nach 4:17:50h und verbesserten Claudias Bestzeit um 7 Minuten.
Fabian war zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg zur Dusche – er hatte uns auf den letzten 9km über 4 Minuten abgenommen und seinen dritten Marathon mit 4:13:38h beendet. Auch er konnte seine persönliche Bestzeit um mehr als 11 Minuten verbessern.
Ich hatte bei diesem für mich entspannten Lauf viel Spaß. Die Freude der beiden über ihren Erfolg hat auch mich glücklich gemacht.