April 2010: MIAU – 100 Meilen

09.-10. April 2010: MIAU – München-Insbruck-Alpen-Ultra (100 Meilen)

Unsere Ergebnisse:

Iris Hadbawnik: 24:45:00 h
Frank Nicklisch: 24:45:00 h
Oliver Weis: 24:45:00 h

Der Lauf als Bildergeschichte.

 

Laufbericht von Iris Hadbawnik:

MIAU 2010 – Katzenjammer inbegriffen

Monatelang stand der MIAU im Zentrum meiner Wettkampfplanung für das Jahr 2010. Gemeinsam mit meinen Laufpartnern Oli und Frank haben wir das Training geplant, Motivationsstrategien entwickelt, die Laufstrecke analysiert und das Wetter studiert. Und nun sollte es endlich losgehen: Am Morgen des 9. April standen wir um kurz vor 7 Uhr am Siegestor in München und warteten auf den Startschuss des MIAU 2010. Dem ersten München-Innsbruck-Alpen-Ultra. 100 Meilen von München nach Innsbruck. 160,9 Kilometer mit 1.348 Höhenmetern lagen vor uns, die wir in einer Zeit von innerhalb 30 Stunden zu bewältigen hatten. Aber zu diesem Zeitpunkt waren dies alles noch blanke Zahlen …

Der Startschuss fiel und Bernd Kalinowski, der Veranstalter des Laufes, schickte uns pünktlich auf die Strecke. Das Wetter war traumhaft und auf der Runde durch den Englischen Garten begrüßte uns die Morgensonne an einem klaren blauen Himmel. Dass diese Idylle später zunehmend zur Belastung werden sollte, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, denn noch lagen die Temperaturen deutlich unter 10 Grad.

Die Stimmung zwischen den Läufern war entspannt. Ein lustiges Völkchen aus „alten“ Hasen und Rookies auf der 100-Meilen-Strecke hatte sich zusammengefunden. Der älteste Teilnehmer mit stolzen 70 Jahren lief an diesem Tag seinen 125. 100-Meilen-Lauf. Respekt!

In lustiger Atmosphäre und interessanten Gesprächen vergingen die ersten Kilometer wie im Fluge. Dank einer abwechslungsreichen Strecke an der Isar entlang, auf teils breiten Radwegen, teils wunderschönen Trailpfaden, waren wir ruckzuck an der ersten Verpflegungsstelle bei Kilometer 25 angelangt.  Jetzt hieß es Getränke nachfüllen und sich am reichhaltigen Sportlerbuffet laben: Ob Bananen, Salzstangen, Nüsse, Gummibärchen, Schokolade, Käsebrote, Leberkäse, Brühe, Cola, Kaffee, Bier … Die Verpflegung des MIAU bot alles, was das kulinarische Läuferherz begehrte.

Mit zunehmender Uhrzeit stiegen jedoch leider auch die Temperaturen. Die tagelang vorher studierte Wettervorhersage reichte von 6 bis 8 Grad bei Sprühregen und bis zu 15 Grad bei mäßiger Bewölkung. Was uns jedoch bis zum Sonnenuntergang bei Kilometer 100 begleiten sollte, war ein wolkenloser blauer Himmel und Temperaturen bei knapp über 20 Grad. So machte uns die Sonne von Rothenrain bei Kilometer 54 bis kurz vor den Achensee schwer zu schaffen. Jetzt hieß es kühlen und genügend salzhaltiges in Form von Brühe oder Salztabletten zu sich nehmen, um etwaigen Krämpfen vorzubeugen.

Die Anteilnahme der Passanten am Wegesrand war groß. Ein mancher mag es nicht glauben, dass wir bis Innsbruck laufen. „Lauft Ihr einen Marathon?“, fragte uns eine ältere Dame. „Nein, 160 Kilometer!“ Ihr Gesichtsausdruck spricht Bände … Ein Inliner ist ebenso entsetzt: 160 Kilometer??? Und bietet uns daraufhin an, eine Abkürzung bis Innsbruck zu nennen. Was wir aber dankend ablehnen. 🙂

Ein Radfahrer ruft uns zu: „Ich wünsche euch, dass es unterwegs nie langweilig wird.“ Aber Langeweile ist das letzte, was uns begleiten sollte. Vielmehr waren es die „Kleinigkeiten“, die ein Ultralauf mit sich bringt und diesen zur Qual werden lässt: Blasen an den Füßen (vorzugsweise an den Fußballen – und die sich im Rennverlauf öffneten), wundgescheuerte Oberschenkel, Muskelverhärtungen und die immer wiederkehrenden mentalen Tiefen.

Da wir den Großteil der Strecke im 3er-Team unterwegs waren, konnten wir uns immer wieder gegenseitig aus Tiefpunkten heraushelfen. Diese mehrten sich beispielsweise bei Nacht, wenn die Markierung der Streckenführung zunehmend schlechter zu finden war. Kleine rote Pfeile oder drei Punkte auf dem Boden waren im Schein der Stirnlampen nicht oder nur sehr schlecht auszumachen. Etliche Läufer haben sich verlaufen und mussten von den Helfern wieder auf den rechten Weg zurückgeführt werden. Bei einem Sololauf wäre ich an manchen Stellen schier verzweifelt. Da mit fortschreitender Laufzeit irgendwann die Nerven blank liegen, kann die Suche nach der Streckenmarkierung schon mal zum Wut- oder Heulausbruch führen.

Der weitere Verlauf der Strecke führte uns durch das Karwendelgebirge an den letzten Schneefeldern vorbei, bis zum Achensee auf eine Höhe von über 1.000 Metern. Von Maurach ging es hinab nach Jenbach ins Inntal, wo wir auf einer Strecke von knapp 4 Kilometern über 400 Höhenmetern die Bundesstraße hinabliefen. Jetzt hieß es die Kniescheiben festhalten, Augen zu und durch. In Jenbach erreichten wir bei Kilometer 120 die  fünfte Verpflegungsstelle in der Shell Tankstelle. Bei selbstgebackenem Kuchen, Erdbeeren und einen schönen starken Espresso erzählte uns der Inhaber, selbst ein aktiver Triathlet, dass dieser Berg im Schnitt 16 %, an der steilsten Stelle 22 %, betrug. Ein Glück für uns, dass wir diesen nicht hinauf laufen mussten. 🙂

Weniger spektakulär sollte der Rest der Strecke verlaufen: Recht flach entlang des Inn-Radweges bis nach Innsbruck. Nur noch 40 Kilometer? Noch knapp ein Marathon? Hah, das wird doch wohl mit links zu schaffen sein. Soweit die Theorie …

Bevor wir den „Endspurt“ starteten – es war mittlerweile 1 Uhr in der Nacht – erweiterte sich unsere 3er-Gruppe um Michael, der so kurz vor dem Ziel vor Erschöpfung das Handtuch werfen wollte. Mit gemeinsamer Kraft und motivierenden Aprés-Ski-Songs aus meinem Handy (die nicht jedermanns Geschmack entsprachen :-)), legten wir die kommende Strecke teils laufend, teils gehend zurück.

In den Orten wunderten sich dich Nachtschwärmer, zumeist Jugendliche, über die nächtlichen Läufer und mancher Mopedfahrer, der einen vermeintlichen „Alkoholweg“ über die Felder nutzen wollte, traute sich bei Nacht nicht an den leuchtenden Gestalten vorbei und blieb vorsichtshalber auf den regulären Wegen. Auch die Autofahrer hatten Probleme bei voller Fahrt die wippenden Lichter und reflektierenden Warnwesten zu identifizieren.

Auf den letzten 20 Kilometern folgte ein mentales Tief dem nächsten. Ein kurzzeitiger Schüttelfrost von Oli ließ uns kurz diskutieren, ob es nicht sinnvoller sei, den Lauf abzubrechen. Aber nach wenigen Minuten entschieden wir uns dagegen und setzten unseren Weg fort, der jetzt zwar flach, aber umso monotoner vor uns lag. Einzig eine Katze, die uns kilometerlang jammernd mit dem Laufmotto „Miau, Miau“ begleitete, bot eine kleine Abwechslung.

Die Erleichterung war daher groß, als in der Ferne Innsbruck auszumachen war. Auch das Aufgehen der Sonne um kurz nach 6 Uhr deutete darauf hin, dass es nicht mehr allzu weit bis ins Ziel sein konnte. Aber die Kilometer zogen und zogen sich … Ich spürte neue Blasen an meiner Ferse, mein Rücken tat mir weh und eigentlich wollte ich mich nur noch hinsetzen und meine Ruhe haben. Aber die Angst, dann nicht mehr den Auftrieb zu schaffen, war einfach zu groß. Also bissen wir die Zähne zusammen und liefen weiter. Manch ein morgendlicher Spaziergänger wunderte sich sicher über diese etwas unmotivierten Läufer im Schlappschritt. Selbst die Hunde wichen vor uns zurück, was an unserem mittlerweile nicht mehr ganz frischen Körpergeruch gelegen haben mag …

Da ich noch nie zuvor in Innsbruck war, wusste ich nicht, wie weit sich diese Stadt am Inn entlang zieht. Unsere Hoffnung „jetzt sind wir da“ wurde zugleich zunichte gemacht, wenn wir in der Ferne den nächsten Pfeil unserer Markierung entdeckten. Und so ging dies eine gefühlte Ewigkeit weiter. Mit Tunnelblick fixierte ich mich nur noch darauf das Ziel endlich zu erreichen. Und als ich bereits dachte, diese Qual nimmt überhaupt kein Ende mehr, zeigte der nächste Pfeil Richtung Innenstadt. Die Erleichterung endlich das Goldene Dachl, und somit das Ziel, vor Augen zu haben, war einfach unbeschreiblich. Auch Oli, der kilometerlang mit unbewegter Miene neben mir herlief, lebte auf. Und so fassten wir uns zu dritt an den Händen und schritten glücklich, erschöpft und etwas lädiert nach 24 Stunden und 45 Minuten gemeinsam ins Ziel.

Das Fazit: Der MIAU ist ein landschaftlicher schöner und kulinarisch unübertroffener Ultralauf. Lediglich die Wegmarkierung führte, zumindest bei Nacht, zu einigem Ärger und glich teilweise einer Schnitzeljagd. Noch steht nicht fest, ob dieser Lauf im nächsten Jahr wiederholt wird, aber wenn, ist eine Teilnahme meiner Meinung nach absolut empfehlenswert.

Und zur Statistik: Beim MIAU 2010 starteten 28 Läufer. 21 Männer und 7 Frauen. 18 männliche Läufer und 7 von 7 Frauen erreichten das Ziel. Der Sieger ist Günter Marhold mit einer Zeit von 17:40 h, die beste Frau ist Gabriele Grohmann mit einer Siegerzeit von 19:51 h.

Dieser Artikel ist auch im Newsletter „Trinews“ 04/2010 vom Sportwelt Verlag erschienen.

 

Laufbericht von Frank Nicklisch:

Nach Anreise am Donnerstag und einem ersten Treffen mit den anderen Teilnehmern ging es nach unruhiger Nacht mit wenig Schlaf um 7:00 am Siegestor in München an den Start.

Die zu laufende Strecke ist schnell beschrieben: von München and der Isar entlang über Bad Tölz und Lenggries, vorbei am Sylvenstein- und Achensee nach Jenbach im Inntal und weiter an der Inn bis Innsbruck.
100 Meilen oder 160,8km mit 1348 positiven und 1278 negativen Höhenmetern. Wahrscheinlich war die Strecke sogar etwas länger und hatte einige Höhenmeter mehr.

Gemeinsam mit Iris und Oliver wollten wir die Strecke bewältigen. Die ersten km verliefen durch den Englischen Garten und weiter an der Isar entlang durch eine herrliche Lanschaft.

Hatten wir Tags zuvor noch überlegt was wir bei den erwarteten 8-12° bei bedecktem Himmel am besten anziehen stellte sich bald heraus, dass meine etwas riskante Wahl der Kleidung mit T-Shirt und kurzen Hosen, aber Handschuhen letzlich noch zu warm war. Bereits hinter Bad Tölz erwischte uns die Sonne mit aller Kraft. In den Isarauen war nicht die Spur von Schatten und auf einen kühlenden Wind warteten wir vergeblich. Die Motivation bekam erste Kratzer…

Aber schließlich kamen wir hinter Lenggries in den Wald und hatten damit auch Schatten. Zudem war es mittlerweile schon später Nachmittag. Aber jetzt kamen auch die Steigungen. Der höchste Punkt der Strecke mit 1002m musste erkämpft werden. Im steten auf und ab, aber immer etwas mehr auf als ab, näherten wir uns dem Achensee.

Zwischenzeitlich haben wir am einem Verpflegungsstand die Kleider gewechselt und haben uns auf die Nacht vorbereitet. Jetzt mit langen Hosen, langen Shirts, Jacke, Handschuhen und Mütze. Dazu Lampe und Blinklichter.

Bei beginnender Dämmerung erreichten wir im Wald vor Achenkirch nach 12:55h die 100km Marke. Als wir wenig später in Achenkirch den Verpflegungspunkt erreichten war es bereits stockfinster.

Mit einer Portion Nudeln mit Tomatensoße gestärkt ging es wieder in die Nacht. Leider haben wir den Achensee nicht gesehen, dazu war es zu dunkel.

Nachdem ich bereits bei km 70 mit steigenden Schmerzen und Erschöpfung gekämpft hatte fühlte ich mich nach der Rast wie neugeboren – keine Schmerzen und voller Energie. Hoffentlich hält dieser Zustand lange an…

Bald ging es steil bergab ins Inntal, das wir kurz nach Mitternacht erreichten. Ein weiterer Stopp in einer Tankstelle mit Espresso und Red Bull sollte uns auf die letzten knapp 40km vorbereiten.

Doch jetzt wurde es anstrengend. Die Strecke war nur noch flach und die monotone Belastung ließ uns schnell ermüden. Außerdem meldeten sich jetzt Blasen an meinen Füßen. Dazu kam noch, daß wir die Streckenmarkierungen suchen musste, was bei schwindender Konzentration zur Schnitzeljagd ausartete 🙂

Schließlich erreichten wir bei Sonnenaufgang nach 24:45h Innsbruck.

 

Laufbericht von Oliver Weis:

Mein erster 100-Meilen-Lauf stand an. Aufregung und Ungewissheit pur. Denn bis dahin war bei knapp 57km Schluß. Also gleich mal zwei bis drei Treppchen überspringen…das kommt immer gut :-)
Noch ein paar Bilder am Siegestor vorm Start und dann -> 7Uhr Startschuss und los gehts.
Erst durch den englischen Garten…Sonnenaufgang…herrlich…von dort aus weiter auf den Isarradweg.
Die Stimmung supergut, die Landschaft wunderschön und langsam legte sich auch die erste Aufregung.
KM25 die 1.VP. Lecker Knabbersachen, Wasser auffüllen und weiter Richtung Süden…der Sonne entgegen.
Und da war auch schon das nächste Problem. Die Sonne. Viel zu warm. Ich hatte fast nur Wintersache dabei…kein T-Shirt…:-(
Das ganze hatte dann bis VP3 bei km71 den Höhepunkt bei Bad Tölz…ca. 20°C…kam fast mit dem Trinken nicht mehr nach…und dementsprechend musste alles wieder raus. Hab zwar nicht mitgezählt, aber 753x war ich bestimmt… :-)
KM85->Sylventalsperre. Trockene Sachen anziehen + Blasenpflege…sah schon Scheisse aus der linke Fuß, aber naja…konnte die zwei schließlich nicht allein lassen.
Bei km105 – Fischerwirt – Nudeln+Weizenbier+Cola+Rinderbrühe = überfressen weiterlaufen mit Kreislaufproblemen :-(
Es ging in die Nacht. Hatten uns sehr hübsch gemacht mit Warnwesten und Stirnlampen.
Maurach nach Jenbach. Hier hieß es, alle erkämpften Höhenmeter der zurückgelegten 100km auf 4,5km wieder runterrennen. 22% Gefälle. Kniescheiben festhalten !!!
Nach der Tankstelle, nur noch ein Marathon. Aber der hatte es in sich.
Lang und hart und öde sollte der letzte Spaß werden.
KM142. Wattens…absoluter Tiefstpunkt.
Von dort aus noch knapp 20km gehen und dann kam endlich, nach doch noch viel zu langer Suche in Innsbruck, das goldene Dachl zum Vorschein.
Nach 24:45Std und stolz über unseren Lauf und meine Leistung, wollten ich dann doch nur noch eins…ab ins Warme und schlafen
PS: Noch ein gaaaaaaanz dickes Dankeschön an meine Begleiter, ohne die ich diesen Lauf bestimmt nicht geschafft hätte. Danke Iris und Frank. Hat RIESENSPAß mit Euch gemacht.

Porträt von Oliver Weis anlässlich des MIAU. Erschienen in der Rheinpfalz vom 06.05.2010

„Eine Art Meditation…“
Oliver Weis absolviert Läufe von über 100 Kilometern Länge
Von Eric Sayer

BRÜCKEN. Für viele Ausdauersportler ist es ein großes Ziel, einmal einen Marathon zu laufen. 42,19 Kilometer. Oliver Weis aus Brücken setzt sich da schon andere Ziele. Kürzlich hat er den 100-Meilenlauf „München-Innsbruck-Alpen-Ultra“ hinter sich gebracht.

Für diese gewaltige Strecke mit mehr als 1300 Höhenmetern hat Weis 24 Stunden und 45 Minuten benötigt und ist dabei am Rande des körperlichen Zusammenbruchs gewesen. Warum tut man sich das an? Für den 40-jährigen Weis, der in Homburg arbeitet, sind diese Gewalttouren „eine Art Meditation“. Seinen Körper, sein Innerstes, kennen zu lernen. Seine Grenzen mental wie körperlich zu erfahren. „Man lebt und erlebt intensiver“, sagt der Ausdauersportler.

Weis läuft seit vielen Jahren. „Aber nie wirklich intensiv, etwa ein- bis zweimal die Woche zehn bis 15 Kilometer lange Touren“, schränkt er ein. Erst seine Lebensgefährtin Iris Hadbawnik aus Kusel, eine ambitionierte Läuferin und Triathletin, hat ihn zu der intensiven Form des Laufsports gebracht. Die 160 Kilometer in den Alpen sollten für den Brücker der bislang härteste Wettkampf werden. Denn mehr als 57 Kilometer hat er bis dahin noch nie an einem Stück zurückgelegt. Für seine Vorbereitung auf die Alpen-Tortur hat er seit Januar knapp 900 Kilometer gelaufen, darunter die „50 Kilometer von Rodgau“ und der „Bienwaldmarathon“.

Morgens um 7 Uhr ertönte in München der Startschuss. Bei Kilometer 25 erreichten die Läufer den ersten Verpflegungspunkt auf dem Weg nach Bad Tölz. Zu kämpfen hatten die Läufer mit steigenden Temperaturen. In Bad Tölz, bei Kilometer 71, herrschten mehr als 20 Grad: „Deswegen kam ich fast mit dem Trinken und der Versorgung mit Salztabletten nicht mehr nach“, erinnert sich Weis auch an seine Befürchtung, möglicherweise nicht genügend Mineralstoffe aufnehmen zu können.

Die nächste Zwischenetappe wurde nach Kilometer 85 an der Sylventalsperre erreicht. Dort gab es trockene Kleidung, Warnweste und Stirnlampe für die kommende Nacht. Mit Blasen an den Füßen ging es weiter in Richtung Innsbruck. Nach knapp 13 Stunden erreichte Weis zum ersten Mal in seinem Läuferleben die 100-Kilometer-Marke: „Da waren die Schmerzen an den Füßen fast vergessen.“ Und es ging auf Waldwegen und an Schneefeldern vorbei, hinein in die Alpen. Bei Kilometer 105 kam Weis am Achensee vorbei. In Jenbach lag noch ein Marathon vor ihm und dem Läuferfeld. Und der hatte es in sich. Lang, hart und öde sollte dieser Abschnitt werden.

Am letzten Verpflegungspunkt bei Kilometer 142 in Wattens erlebte Weis seinen mentalen Tiefpunkt: Schüttelfrost, gepaart mit einer „nie zuvor erlebten mentalen Krise“, machten Weis schwer zu schaffen. Noch knapp 20 Kilometer mehr gehend als laufend ging es bei Sonnenaufgang Innsbruck entgegen. Nach schier nicht enden wollenden Kilometern entlang des Inns zeigten schließlich Markierungspfeile den Weg in die Innenstadt und zum Ziel. Noch einmal links abbiegen und das Goldene Dachl kam zum Vorschein. Überglücklich, stolz und mit unbeschreiblichen Glücksgefühlen überquerte Weis mit seiner Lebensgefährtin und einem Lauffreund Hand in Hand nach 24 Stunden und 45 Minuten die Ziellinie. 25 Teilnehmer hatten es geschafft.

Nach dieser Tortur will Weis in diesem Jahr noch den Rennsteiglauf in Eisenach (72 Kilometer, 1400 Höhenmeter) absolvieren, im Juni die deutsche Meisterschaft im 24-Stunden-Lauf in Rockenhausen, dann den Frankfurt-Marathon und eventuell in Köln dem Marathon die zehn Kilometer-Distanz und den Halbmarathon vorschalten. Und für 2011 steht schon der Baltic-Run – 325 Kilometer in fünf Tagen – im Terminplan.

Extremsportler Oliver Weis vom TV Brücken.

Quelle Foto + Artikel: Eric Sayer, Rheinpfalz