August 2012: UltraTrail du Mont-Blanc (UTMB)

31. August 2012 UltraTrail du Mont-Blanc (UTMB): Aufgrund des Wetters wurde die Strecke gekürzt: 103,42 km und 5.862 hm

Unsere Ergebnisse:
Frank Nicklisch: 22:36:18 h
Iris Hadbawnik: 25:07:46 h
Oliver Weis: 25:07:46 h

UTMB

Laufbericht von Frank Nicklisch zum UTMB:

„Wegen Schlechtwetter wurde die Strecke neu gelegt. Keine Pässe über 2000m. Die haben große Probleme, da die Rettungshubschrauber bei Nebel und Schnee nicht fliegen können und beim TDS am Abend vorher etwa 500 Teilnehmer an einem Pass festsaßen/aufgaben. 300 mussten evakuiert werden. Ein Verletzter mit Beinbruch musste aus 2500m Höhe von Helfern auf der Trage ins Tal gebracht werden. Daher war die Änderung gut und richtig.
Die neue Strecke sollte über 102,8km gehen und zwei Pässe auf 2000m Höhe und 4 Pässe um die 1700m.
Abends um 19:00 ging es los. Nach zwei Tagen Dauerregen war mal ausnahmsweise kein Regen – aber nur für zwei Stunden. Schon auf den ersten Berg war Regen und einkalter Wind, aber beim Abstieg wurde es richtig lustig – flächendeckend knöcheltiefer Schlamm, rutschig wie Schmierseife. Dieser Streckenzustand zog sich durch wie ein roter Faden. In Höhen ab 1800m lag Schnee, auf 2000m 5-6cm. Dazu ein eisiger Wind und Schneegriesel. Als Krönung des ganzen hatten wir die ganze Nacht ab 1400m aufwärts dichten Nebel. Das Licht der Stirnlampe reichte teilweise nicht zum Boden.
Trotz allem bin ich mit meiner Zeit hoch zufrieden. Im Vergleich zu Zugspitz Ultra letztes Jahr (101km 5450hm) bin ich mehr als eine Stunde schneller. Und das bei absolutem Sauwetter, einer katastrophalen Strecke, 300hm mehr und quasi ohne Vorbereitung. Wenn ich jetzt noch in Betracht ziehe, dass die Strecke wahrscheinlich sogar länger war (110km) steigert das das Ergebnis noch mal.“

Hier gibts den ausführlichen Laufbericht von Frank zum UTMB (Copyright der Fotos: Flashsport – flash-sport.com)

Laufbericht von Oliver Weis zum UTMB:

„Endlich steht der lang ersehnte und berühmt berüchtige UTMB vor der Tür.
Tagelang vorher wird die Wettervorhersage studiert….könnte gut gehen…
Auf dem Weg jedoch, kurz nach dem Überqueren der schweizer Grenze beginnt es zu schütten wie aus Eimern…naja, wir sind weiterhin optimistisch.
In Chamonix angekommen, das Wetter durchwachsen, Hotel suchen, Startunterlagen abholen, mit Frank zum Abendessen verabreden und ab ins die Falle.
Am nächsten Tag lange ausschlafen, Pastaparty, wieder kurz hinlegen, diesmal zu dritt 🙂 und dann langsam ready to got, für das große Event.
Zwischendurch prasseln immer wieder sms`en vom Veranstalter auf uns ein…Wetterverschlechterung…aus 3 mach` 4-Lagen Kleider und Streckkürzung auf „nur“ 103km wegen Schneeeinbruch ab 2000m usw…die Stimmung steigt :-(.
Wir gehen zum Start, das Wetter etwas besser.
Die Stimmung ist atemberaubend…gigantisch !!!
und los gehts…Gänsehautalarm…!!!
Tausende an der Strecke die jubeln und für richtig geile Stimmung sorgen.
Erstmal 8km einlaufen…trocken. Dann beginnt es auch schon zu tröpfeln…zu regnen.
Und so sollte es ca. 20Std weitergehen.
Durch die ganze Nacht hinweg, Regen, Sturm, Schnee…witzig ist anders.
Wir kämpfen uns durch knöchelhohen Matsch, Schneematsch, rutschige Wiesen runter und lehmige Passgen bergauf. Aber alles im Nebel, Regen und/oder Dunkelheit, sodass von der geilen Berglandschaft nullkommanix zu sehen ist. MIST !!!
Irgendwann wurde es tatsächlich nach einer sowasvonlangen Nacht auch mal wieder hell…das Wetter blieb schlecht.
Dann die letzten 30km…die Sonne und wir kämpfen, jeder auf seine Weise 🙂
Es wird sonnig, zeitweise sogar warm.
Aber die Strecke hat es nochmals in sich.
Zwischendurch werden 2 Läuferkollgen geborgen.
Einer mit dem Heli, direkt vor unserer Nase…brrrr, komisches Gefühl und später ein weiterer auf einer Trage abtransportiert. Die Armen, so knapp vor dem Finish
Am Schluss sind wir mit 25:07Std überglücklich wieder in Chamonix.
Und der Zieleinlauf sollte dem Start nicht hintenanstehen…genau so toll, Stimmungsvoll und den Tränen doch mehr als nahe, laufen Iris und ich dem wunderschönen Zielbogen entgegen.
Ein Abenteuer, was seinesgleichen sucht !!!“

Laufbericht von Iris Hadbawnik zum UTMB:

„Mein größer Wunsch war: Bitte kein Regen und kein Schnee beim UTMB! Aber ausgerechnet dieser Wunsch wurde mir nicht erfüllt und so kündigte sich einige Tage vor dem Lauf mit einer SMS des Veranstalters großes Unheil an: „Achtung: Regen, Schnee ab 2000m, Wind, Kälte. Die Temperaturen sinken unter -5C. Nehmen Sie winterliche Ausrüstung“. 6 h vor dem Start unseres Laufes dann der Schock. Wieder eine SMS des Veranstalters: „Start gegen 19 Uhr. Zu schlechte Wetterbedingungen auf den großen Pässen. Neue Strecke von 110km“. Enttäuschung machte sich breit: nur 110km? Nur so eine „Ministrecke“? Das ist ja gar kein richtiger UTMB! Dann war es auch für uns endlich soweit. Mit den stimmungsvollen Klängen von Vangelis liefen wir durch die Zuschauermassen am Streckenrand, die die Läufer mit lautstarkem „Bon Course“ und „Courage“ auf die Reise schickten. Die ersten 8km verliefen relativ flach und trocken, aber pünktlich zur ersten Steigung setzte auch der Regen wieder ein. Bei beginnender Dunkelheit und heftigem bis orkanartigem Wind quälten wir uns bei zunehmender Kälte den ersten Berg auf eine Höhe von 1800m hinauf. Beginnender Schneefall zwang uns zu einer kurzen Pause, in der wir uns mit Regenhose und dicken, wasserfesten Handschuhen bewaffneten. Diese Minuten genügten bereits, dass wir total auskühlten und mühsam unsere Körperwärme durch stetige Bewegung zurückerobern mussten. Denn eines hatte uns der Veranstalter äußerst eindringlich mit auf den Weg gegeben: Egal was passiert, auf den Bergen ist es überlebensnotwendig niemals stehen, sondern immer in Bewegung zu bleiben. Also stapften wir mühsam über die Trailwege, die mittlerweile einer einzigen Schlammbahn glichen. Versuchte man anfangs noch vergeblich größeren Pfützen und Schlammlöchern auszuweichen, so war es irgendwann vollkommen egal, denn die Schuhe und Strümpfe hatten sich bereits vollständig mit Wasser und Schlamm vollgesogen. Dem ersten Anstieg folgte eine „lustige“ Rutschpartie über nasse, aufgeweichte und schlammige Wiesen zurück ins Tal. Knapp 1000Höhenmeter mussten so bergab bewältigt werden. Ringsherum schlitterten die Läufer hinab und gingen auf dem schmierigen Untergrund reihenweise zu Boden. Ich war heilfroh über meine Schuhwahl, denn die griffigen Sohlen meiner Trailschuhe retteten mich nun an so mancher kritischen Stelle vor einem intensiven Vollkörper-Schlammbad. Nässe und Kälte krochen mir nun in den Rücken und meine Beine hatten nicht ihre gewohnte Stärke, aber trotzdem hieß es Kopf ausschalten und immer schön einen Fuß vor den anderen setzen. Jedes Stehenbleiben oder noch so kurze Pause wurde mit dem totalen Auskühlen des Körpers „belohnt“ – also immer schön in Bewegung bleiben. Nach knapp 11 h Wettkampf, meistens im Schein der Stirnlampe, begann es doch tatsächlich irgendwann zu dämmern. Aufatmen? Fehlanzeige! Denn jetzt begann mit dem serpentinenmäßigen Aufstieg nach Bellevue (1796m) erst recht eine wahre Schlammschlacht. Hinauf UND hinab. Wer bis jetzt noch nicht im Schlamm gelandet war, hatte nun ausgezeichnete Möglichkeiten dafür. Der Trail glich einer glatten Rutschbahn und bot wahlweise knöcheltiefen Schlamm, der einem schon mal den Schuh vom Fuß reißen konnte oder tiefe Pfützen, die den gesamten Schuh aufschwemmten, wenn dies nicht bereits geschehen war. Ganz Mutige stürzten sich hier todeshungrig die Hänge hinab. Etwas vorsichtigere – wie ich – versuchten mit ihren Stöcken einigermaßen unbeschadet durch den Schlamm zu kommen. Trotzdem stand ich zweimal kurz davor bäuchlings im Matsch zu landen, hätte ich mich nicht noch in letzter Sekunde fangen können. Mittlerweile hinterließen die Strapazen der Nacht ihre Spuren bei den Läufern. Manch einer saß schlafend am Streckenrand oder gönnte es sich gar beim Gehen ein paar Minuten die Augen zu schließen. Oli und ich kamen weiterhin ganz gut voran, auch wenn die Konzentration nachließ und die Trails mit Baumwurzeln und großen Steinen allerhöchste Kraftanstrengungen bedeuteten. Wer dachte, das Schlimmste überstanden zu haben, hatte den letzten Anstieg nach Argentiere nicht auf seiner Rechnung. Serpentine um Serpentine zog sich der Weg den Berg hinauf. Ein „Bergchen“ im Streckenprofil, aber ein knallharter Anstieg in der Realität. Krämpfe waren an diesem Aufstieg vorprogrammiert. Auf der Hälfte der Strecke beugten sich die Läufer bereits erschöpft über ihre Stöcke oder saßen mit leeren Augen vollkommen erledigt am Streckenrand. Kurz darauf wurden wir zudem Zeuge, wie einer der Läufer von der Bergwacht per Hubschrauber vom Berg geborgen werden musste und ein weiterer mit dem Krankenwagen abtransportiert wurde – lediglich 15 Kilometer vor dem Ziel. Auch bei uns machten sich Zweifel breit: Was wäre, wenn wir jetzt tatsächlich noch 80km weiter laufen müssten? Durch eine zweite Nacht hindurch? Mit dem straffen Zeitlimit im Nacken? Hätten wir dies tatsächlich geschafft? Sobald wir in Chamonix eintrafen ließen wir uns ausgiebig feiern. Nach einer Zeit von 25:07 h liefen wir glücklich ins Ziel.“

>> Bericht von Iris in den TriNews des Sportwelt Verlages (ab S. 3)
>> Artikel in der Frankfurter Neue Presse: Berichte zum Start von Iris vor und nach dem UTMB

Laufvideos vom UTMB:

Der Start:

Der Zieleinlauf:

Website des Veranstalters: www.ultratrailmb.com