Oktober 2010: Run 73 km, Köln

03. Oktober 2010: Run 73 km in Köln

Unsere Ergebnisse:

Oliver Weis: 06:59:07 h
Iris Hadbawnik: 07:15:24 h (3. Frau)
Frank Nicklisch: 07:45:12 h

Der Lauf als Bildergeschichte. 

 

 

Laufbericht von Iris Hadbawnik:

Run 73km in Köln: En superjeile Zick!?

Ein 10 Kilometer-Lauf, ein Halbmarathon und ein Marathon – jedes für sich genommen kann, in hoher Intensität gelaufen, bereits an das eigene körperliche Limit gehen. Wie wird es aber sein, alle drei Wettkämpfe unmittelbar hintereinander zu bestreiten?

Diese Frage stellte ich mir, als ich im Frühsommer dieses Jahres die Ausschreibung des Kölner Marathonveranstalters in meinem Email-Postfach fand. Bereits ein Jahr zuvor wurde in Köln die Distanz von 63 Kilometern (also Halbmarathon und Marathon) gelaufen. Für 2010 jedoch fügte der Veranstalter den ebenfalls an diesem Tag stattfindenden 10 Kilometer-Lauf hinzu. Run 73km hieß das Endprodukt, das am 3. Oktober Premiere feierte – und spontan mein Interesse weckte.

Da wir im April 2010 bei der Premierenveranstaltung des 100-Meilen-Laufes von München nach Innsbruck nur sehr gute Erfahrungen gemacht hatten, meldete ich mich, gemeinsam mit zwei Lauffreunden von den UltraRunners, umgehend für den Run 73km an. Der Lauf war auf maximal 200 Läufer limitiert. Aber ein Blick auf die Startliste zeigte schnell, dass sich lediglich knapp 70 Läufer an die neue Strecke „herantrauten“.

Unter der mittlerweile altvertrauten und leider selbstverschuldeten Vor-Start-Hektik eines Wettkampfes trafen wir am Morgen des 3. Oktobers im Wechselzelt der Ultraläufer ein, das sich unmittelbar hinter dem Zieleinlauf befand. Ein großes “Hallo“ empfang uns, denn unter den Startern befanden sie einige bekannte Gesichter. Nur wenige Minuten nach unserem Eintreffen informierte uns der Veranstalter in einer Wettkampfbesprechung, wie der genaue Ablauf geplant war und welches Zeitfenster auf den einzelnen Strecken zu beachten sei.

Danach war klar: Nach dem 10 Kilometer-Lauf ging es praktisch ohne Pause weiter mit dem Halbmarathon. Zwischen Halbmarathon und Marathon jedoch sollte es, je nach individueller Laufgeschwindigkeit, eine Pause geben, in der wir uns am eigens für uns zur Verfügung gestellten Sportlerbuffet stärken konnten. Das hörte sich sehr vielversprechend an!

Wer jemals in Köln gestartet ist, weiß wovon ich spreche, wenn ich von der einzigartigen Vor-Start-Atmosphäre schwärme. Moderatoren heizen die Stimmung an und kölsche Karnevalslieder sorgen für den Rest. Es wird gesungen, geklatscht, geschunkelt und gehüpft. Das ist nicht jedermanns Sache? OK! Aber es gibt kaum einen Läufer im Feld, der nicht von der Karnevalsatmosphäre mitgerissen wird. Äußerst beschwingt starteten wir daher um 8 Uhr zum 10 Kilometer-Lauf.

Auf der Runde durch die Kölner Innenstadt hielten sich die Zuschauermengen zu dieser frühen Uhrzeit in Grenzen. Vereinzelt fanden sich Fans an der Strecke ein und vereinzelt wurden wir durch Sambagruppen und laute Musik angeheizt. Unterwegs stießen wir auf Steffen, einen weiteren Run-73-km-Läufer, mit dem ich mich über die schönsten Ultralauf-Erlebnisse und –Emotionen austauschte. Landschaftlich empfehlenswerte Ultraläufe und jene mit Gänsehaut-Garantie sind unsere Themen. Die ersten 10 Kilometer vergingen somit wie im Flug und ehe wir uns versahen, waren wir nach etwas mehr als 54 Minuten schon wieder im Ziel angelangt.  Der erste Zieleinlauf gestaltete sich noch recht unspektakulär und nach einer kurzen Trinkpause ging es direkt weiter zur Startaufstellung des Halbmarathons.

Waren es zuvor wenige hundert Teilnehmer auf der 10-Kilometer-Strecke, so ist die Halbmarathondistanz das absolute Highlight in Köln. Knapp 10.000 Läufer werden in mehreren Startwellen auf die Strecke geschickt. Allein dieser Start nimmt bis zum letzten Halbmarathonläufer weit über 30 Minuten in Anspruch. Ein unglaublicher Andrang erwartete uns … leider auch auf der Strecke. Ein riesiger Läuferwurm schlängelte sich durch die Straßen von Köln und verleidete uns auf den ersten Kilometern zunehmend das genussvolle Laufen. Zahlreiche und kräftezehrende Überholmanöver später, konnten wir uns nach einer halben Ewigkeit, endlich freilaufen und unseren Takt finden. Befanden sich am Morgen nur vereinzelte Zuschauer an der Strecke, so hatten sich die Ränge mittlerweile gut gefüllt. Anfeuerungsrufe erreichten mich aus allen Ecken und ließen meine zunehmende Müdigkeit in den Beinen ignorieren. Noch immer war ich für meine Verhältnisse recht flott unterwegs und ganz weit im Hinterkopf hörte ich eine leise Stimme, die mich warnte es nicht zu übertreiben. Denn das schlimmste stand mir mit der Marathonstrecke ja noch bevor …

Die Pause, die mir noch während des Halbmarathons als Segen erschien, erwies sich zunehmend als Fluch. Unmittelbar nach dem zweiten Zieleinlauf des Tages, begann mein Körper bereits mit den ersten Regenerationsversuchen. Nach 20 Minuten Ruhe und einem ausgiebigen Snack war dieser nur sehr schwer für einen Marathonlauf zu motivieren. Zumal die Sonne mittlerweile ungehindert vom blauen Himmel strahlte und den Läufern bei Temperaturen um die 24 Grad ganz schon einheizte.

Ich wusste, der Marathon wird hart. Aber dass es mich so hart trifft, hätte ich nicht erwartet. Nach einem erneuten aufputschenden Startritual – diesmal für die 42,2 Kilometer lange Strecke – fühlten sich die ersten Kilometer locker und frisch an. Unterwegs traf ich Horst Preisler, den Weltrekordhalter der meisten Marathonläufe, und wünschte ihm viel Glück und Spaß auf der Strecke.

Nach der ersten Anfangseuphorie traf ich völlig überraschend und unvermutet auf den Hammermann. Dieser lies mich mit Tunnelblick und einer gewissen Ignoranz, angesichts der ausgelassenen Stimmung um mich herum, meines Weges ziehen. Nur nicht gehen, war meine Devise und ärgerte mich zugleich über meinen kraftlosen Zustand und der scheinbaren Leichtigkeit meiner Mitläufer des Marathons. Was kein Wunder war, denn diese hatten ja im Gegensatz zu mir erst knapp 5 Kilometer in den Beinen. In meiner Wut über meine schweren Beine und der Verzweiflung über die Länge der restlichen Strecke gefangen, übersah ich bei Kilometer 15 eine leichte Unebenheit im Boden. Nach einer gehörigen Schrecksekunde konnte ich mich glücklicherweise mit aller Kraft fangen, kurz bevor ich in gesamter Körperlänge auf den Straßenbahnschienen aufschlug. Das gab mir zunächst den Rest. Doch noch während des verzweifelten Überlegens, ob ich jetzt lachen oder heulen sollte, merkte ich eines: Durch den Stolperer war ich wieder hellwach. Ich schöpfte neuen Mut. Konnte ich es am Ende doch schaffen, meinen Körper für die restlichen Kilometer ausreichend zu motivieren?

Im gemütlichen Tempo trabte ich weiter. Die Verpflegungsstände nutze ich als wohlverdiente Gehpausen, so dass ich Kilometer um Kilometer herunterspulen konnte. Die johlenden Menschenmassen am Straßenrand unterstützten mich ausgiebig dabei. Egal ob: „Nä, wat wor dat denn fröher en superjeile Zick“, „Echte Fründe ston zesamme“ sowie „Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht hier, sag mir wo und wann?“ oder andere noch so unverständliche kölsche Texte. Alle Lieder waren mir recht, wenn sie mich nur über die kommenden Kilometer retten würden.

Das absolute Gänsehautfeeling überkam mich wenige Kilometer vor dem Ziel beim Überqueren der Domplatte. Die Zuschauer standen in Dreierreihen Spalier, jubelten und schrien laut meinen Namen. Tränen stiegen in mir auf und ich wusste: Iris, jetzt hast du es gleich geschafft! Ein letztes Mal noch über die schwierige Kopfsteinpflasterpassage, ein letztes Mal über die Deutzer Brücke, die wir an diesem Tag sechs Mal überqueren mussten, und schon war das Ziel in Sichtweite. Auf den letzten Metern wollte ich nur noch eines: Einfach nur genießen! Das tat ich in vollen Zügen und überglücklich, dass ich trotz aller Tiefschläge, den Marathon in einer Zeit von 4:23:39 Stunden beenden konnte, lief ich ins Ziel.

Als ich im Zielbereich hörte, dass einige Läufer mit Magenproblemen zu kämpfen hatten, war ich am Ende doch ganz froh, nichts von unserem Sportlerbuffet in der Wechselzone, das aus Fleischwurst, Schokoriegeln und naturtrübem Apfelsaft bestand, genommen zu haben.

Erst zuhause sah ich in der Ergebnisliste, dass ich in einer Gesamtzeit von 7:15:24 Stunden den Run 73km als dritte Frau absolvieren konnte. Unangefochten auf Rang eins rangierte die äußerst sympathische Ultratriathletin Susanne Beisenherz mit einer Zeit von 6:38:36 Stunden. Das Männerrennen hatte Patrick Heide mit großem Abstand in einer Fabelzeit von 5:57:07 Stunden gewonnen.

Fazit: Der Run 73km ist ein perfekt organisierter Lauf, mit bester Stimmung an der Strecke und einer guten Verpflegung. Jeder Ultraläufer, der die Atmosphäre großer Stadtmarathons mag, wird bei dieser Veranstaltung voll auf seine Kosten kommen.

Dieser Artikel ist außerdem erschienen in: „Ultramarathon,“ der Fachzeitschrift und offizielles Organ der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V., Ausgabe 4/2010.

 

Laufbericht von Frank Nicklisch:

Das klang ja alles ganz spannend. An sämtlichen Laufevents des Köln Marathons teilnehmen, also nacheinander die 10km, den Halbmarathon und den Marathon zu laufen. Alles in allem also 73,3km.

Zusammen mit Iris und Oliver sind wir um 8:00 auf die 10km Strecke gegangen. Mit dem Ergebnis von 52:14 war ich mehr als zufrieden. Bisher lief alles wie am Schnürchen.
Nach kurzer Pause ging es dann auf die Halbmarathonstrecke. Auch hier lief alles prima, lediglich gegen Ende machten sich leise Krämpfe bemerkbar. Mit den erzielten 1:55:49 war ich ebenfalls höchst zufrieden.

Aber dann nahm das Drama seinen Lauf. Magenprobleme und später Krämpfe ließen das Ziel in weite Ferne rücken. Letztlich war ich froh, nach 4:57:09 im Ziel angekommen zu sein.

 

Laufbericht von Oliver Weis:

Der Name Ultrarunners verpflichtet :-))) und so sind Iris, Frank und ich in Köln die 73,3Km gelaufen. Zwischen den Läufen war jeweils Treffen in dem für uns eigens eingerichtetem Zeit angesagt. Ein echt urige Atmosphäre…
Den 10er und MH sind wir zusammen gelaufen und den Marathon dann jeder für sich.
Ausgelassene Stimmung und jede Menge Trommler verhalfen bei immer weiter steigenden Temperaturen die Stimmung bei Laune zu halten….was leider nicht immer so gelang… 🙁
Alles in Allem bin ich mehr als zufrieden über die Zeit und die erreichte Platzierung.

 

Zur Website des Veranstalters: www.koeln-marathon.de