Mai 2010: Mainz Marathon

09. Mai 2010: Mainz Marathon:

Unsere Ergebnisse:

Claudia Kümper: 04:55:48 h
Fabian Kümper: 04:55:48 h

Laufbericht von Claudia Kümper:

Als ersten Frühjahrslauf in diesem Jahr hatten Fabian, Svende und ich uns schon frühzeitig den Gutenberg-Marathon in Mainz ausgeguckt. Von der schönen Laufstrecke, die auch die Halbmarathondistanz anbietet, den Staffeln so vieler Schulklassen, der prächtigen Stimmung und dem überdurchschnittlich warmen Wetter in dieser Region (zumindest im Vergleich zu Norddeutschland) hatten wir schon viel gelesen und gehört.

Für Svende war es der erste Halbmarathon. Hierfür hatte sie zusammen mit ihrer Freundin Steffi lange trainiert – bis hin zur Formation beim Zieleinlauf: Hand in Hand! Fabian wollte sich zum zweiten Mal an die 42 km wagen und zusammen mit mir laufen, was mich sehr freute, denn mir ist schon klar, dass er mir mit etwas mehr Training locker davon laufen kann. Die Stadt Mainz bot sich uns aus einem weiteren Grund an: Hier wohnt Annika, die mit Unterstützung ihrer Mitbewohnerin und ihrer Freundin dafür sorgte, dass wir komfortabel untergebracht waren. Darüber hinaus versorgte Annika uns mit Mengen an Pasta und allem, was das Läuferherz begehrt. Am Samstag besuchten wir nach einem Spaziergang über die Theodor-Heuss-Brücke mit Blick auf den Rhein und Mainz im Sonnenlicht ausgiebig die Marathonmesse, wo wir uns dem Kaufrausch hingaben und die fröhlich-aufgeregte Stimmung genossen. Anschließend zeigte Annika uns die Innenstadt mit den markanten Gebäuden, an denen wir am nächsten Tag entlang laufen wollten. Natürlich statteten wir auch dem Mainzelmännchenladen einen Besuch ab. Und wir kauften einen Regenschirm für Annika, denn der Wetterdienst hatte für Sonntag Regen vorhergesagt…

Den Samstagabend verbrachten wir mit den üblichen Vorbereitungen: Auswahl des T-Shirts (was sagen die Temperaturen?) – hierbei beschlossen Steffi und Svende, ihre neu erworbenen Mainz-Shirts im Partnerlook einzuweihen – Befestigen der Startnummer und des Championchips, Verstauen der Powergel- und Traubenzuckerpäckchen und die Vereinbarung der Streckentreffpunkte mit Annika.

Während des Sonntagmorgenfrühstücks sah der Himmel noch freundlich aus, aber schon beim ersten Schritt aus der Haustür empfing uns Regen. Ich dachte an meinen „Regenmarathon“ in Köln und nahm mir fest vor, mir meine Stimmung nicht vermiesen zu lassen. Steffis und Svendes gute Laune konnte offensichtlich nichts erschüttern, nur Fabian war vom kühlen Nass wenig begeistert. Bei der Kleiderbeutelabgabe herrschte dichtes Gedränge, ebenso vor den Toiletten, sodass Fabian und ich uns erst in letzter Minute der Startaufstellung näherten. Von den anderen hatten wir uns bereits zuvor verabschiedet. Wir reihten uns von der Seite in das Läuferfeld ein und überquerten schon kurz darauf die Startlinie. Wieder dieses tolle Gefühl: Jetzt geht es los! Ich hatte mir den Streckenverlauf auf dem Stadtplan eingeprägt und freute mich nun über das „Wiedererkennen“ einiger Meilensteine wie das Kurfürstliche Schloss, das Werksgelände von Schott Glas, die Neustadt, wo uns Annika und Eugenia erwarteten, die Christuskirche, den Dom und die lange Haarnadelkurve nach Weisenau (da begegneten uns übrigens Steffi und Svende kurz vor ihrem Zieleinlauf). So verlief die erste Runde kurzweilig, immer begleitet von einem fantastischen Publikum und jeder Menge Musik. Die Abstände zwischen den einzelnen Verpflegungsstellen kamen mir ausgesprochen gering vor (perfekt für das ansonsten übliche heiße Wetter!), hier griff ich eher aus Vernunft als aus Durst zu den Getränken, zumal die externe Kühlung durch den Regen wunderbar funktionierte. Während wir den Start- und Zielbereich nach 21 km zum ersten Mal passierten, liefen direkt neben uns die Erstplatzierten ins Ziel. Unglaublich, dass die schon 42 km hinter sich hatten! Für Steffi und Svende war der Halbmarathon nun beendet und sie konnten sich an ihren Medaillen und den leckeren Brezeln erfreuen, ehe sie sich unter den tröpfelnden Strahl der Duschen begaben, um hinterher – wiederum im Partnerlook – in ihren neuen offiziellen Novo Nordisk – Funktionsshirts den Rest des Marathons als Zuschauer zu genießen.

Für Fabian begann zu diesem Zeitpunkt ein zäher Kampf gegen ein Stimmungstief, in dem sich sicherlich auch das Wettertief widerspiegelte, einem Leistungstief, das auch durch zusätzliche Kalorienzufuhr nicht mehr zu beherrschen war, und einen Schweinehund, der immer mehr die Oberhand gewann. Bei km 25 schlug er mir zum ersten Mal vor, alleine weiterzulaufen, weil er mich doch nur aufhalten würde. Selbstredend wies ich diesen Gedanken weit von mir. Es ging nicht um Zeiten sondern darum anzukommen!

Hessen bereitete den Marathonläufern einen ausgesprochen netten Empfang. Die Einwohner von Kostheim hatten ihre Straßen und Vorgärten wunderschön mit Luftballons geschmückt und munterten uns durch persönliche Ansprache auf. Solche Zuwendung tat in diesem Moment gut, trotzdem ließen sich von nun an vereinzelte Gehpausen nicht mehr vermeiden. Für die „Mauer“ war es eigentlich noch reichlich früh, aber etwas Tröstlicheres, als dass dieses Tief irgendwann auch durchschritten sein wird, konnte ich Fabian nicht sagen. Den Rückweg über die Brücke legten wir zu Teil im Gehen zurück; hier bekam Fabian von einem freundlichen Zuschauer einen Energieriegel geschenkt. Dieser Riegel und auch alle folgenden Bananenstücke und sonstige Kalorien konnten kein zweites Durchstarten mehr ermöglichen. Ich merkte, dass meine Motivationsversuche nicht mehr auf fruchtbaren Boden fielen; es galt nur noch, den Lauf einigermaßen gut zu Ende zu bringen. Bei km 39 hatten wir uns wieder mit Annika verabredet, aber die Gehpausen davor wurden immer länger. Als Annika uns sah, lief sie uns entgegen und wir bildeten eine Dreierkette, die sich nun ohne Stress langsam ins Ziel bewegte. Da wir uns dabei der Innenstadt näherten, avancierte Annika zum Stadtführer und machte uns auf diverse Sehenswürdigkeiten aufmerksam. So langsam wurde uns das Gelände vertrauter, wir wurden immer wieder von Zurufen, die uns die Reststrecke in Metern mitteilten, angefeuert. So gelang uns sogar ein „Endspurt“ über die Ziellinie – selbstverständlich zusammen mit Annika, die zwar keine Startnummer trug, uns aber so fantastisch unterstützt hatte. Wir wurden vom Sprecher namentlich und mit großem Hallo begrüßt und später, während wir gerade ein großes Erdinger Alkoholfrei tranken, von einem Reporter um ein Interview gebeten. So hatte unser später Zieleinlauf (nach 4:55:48 Stunden) auch etwas Gutes: So viel Aufmerksamkeit wäre uns mitten im großen Pulk wohl kaum entgegengebracht worden!

Nach dieser Achterbahn der Gefühle begaben wir uns recht zügig (nach einem Zwischenstopp bei Annika zum Duschen, Packen und Reiseproviant mitnehmen) wieder auf die Autobahn, um noch an diesem Abend zurück nach Hause zu fahren. Zunächst wurden meine Beifahrer vom Schlaf überrollt, aber danach schwelgten wir stundenlang in unseren noch ganz frischen Eindrücken von diesem besonderen Mainz Marathon.