Januar 2007: Tough Guy Race

28. Januar 2007: Tough Guy Race

 

Laufbericht von Marcus Gilde

Das Winter Tough Guy Race ist das wohl weltweit bekannteste Cross Country Rennen der Welt.
Jedes Jahr werden Ausschnitte dieses Events im Deutschen Fernsehen Anfang Februar gezeigt.
Der Letzte Sonntag im Januar ist traditionell der Tag des Rennens.

Das Equipment
Um an diesem Rennen teil zu nehmen ist einiges im Voraus zu bedenken:
Das Wetter ist unklar. Das Rennen findet bei jedem Wetter statt. Es gibt keine Ausnahmen.
Die Kleidung muss dabei sehr bedacht werden. Einige Teilnehmer sind peinlichst darauf bedacht sich die Gesundheit zu ruinieren und starten in Badehose. Davon ist dringend abzuraten. Handschuhe die man schnell an und ausziehen kann, die Brandblasen von den Seilen verhindern und ebenso gegen die Kälte bei den längeren Wasserpassagen schützen sind von Vorteil. Neopren hat sich bewährt. Ein kurzer leichter Neoprenanzug der den Bedürfnissen des Geländelaufs und den Wasserdurchquerungen entgegenkommt ist anzuraten. Auch schützt dieser Anzug vor Schürfwunden bei der Unter- bzw. Durchquerung von Stacheldraht und Abwasserröhren. Generell muss man sagen dass man nur durch ausprobieren beim Training vor dem Rennen das optimale Equipment findet. Mit ca. 300 Euro ist man gut eingekleidet. Bei ebay gebrauchte Sachen kaufen macht alles noch viel günstiger. Die Schuhe sollten leichte Gumminoppen oder kleine Stollen haben. Metall ist streng verboten!

Selbstverständlich nimmt man auf eigene Gefahr teil. Hierfür muss die so genannte „Death Warrenty“ unterzeichnet werden. Der genaue Ablauf der Anmeldung ist der Tough Guy Homepage zu entnehmen. Bitte Vorsicht bei der Benutzung der Deutschen Fassung der Vorschriften. Diese wurde anscheinend von einem automatischen Übersetzungsprogramm übersetzt und dient bestenfalls der Belustigung.

Die Startgebühr
Die Startgebühr richtet sich nach dem Zeitpunkt der Anmeldung und ob man schon mal dabei gewesen ist. Generell werden Ausländer (bisher) bevorzugt behandelt. D.h. bessere Startgruppe. Dafür müssen Ausländer die so genannte „Oversea Entry Fee“ zahlen. Diese verändert sich ab und zu und lag bisher zwischen 10 und 15 English Pounds. Die Startgebühr fängt bei ca. 40 English Pounds an. (D.h. 40+10=50EP) Eine Spende kann auch noch abgegeben werden ist aber nicht Pflicht. Hintergrund: Der Veranstalter betreibt auf dem Areal ein riesiges Tierheim. Mit den Startgeldern werden die Kosten des Rennens und des Tierheims gedeckt. Da das Feld mit ca. 6000 Startern sehr groß ist, wird in verschiedenen Gruppen gestartet. Abstand zwischen den Gruppen ist ca. zwei Minuten.

Der Wettkampf
Nach dem Start geht es auf eine ca. 12 km lange Geländestrecke. Bergauf, steil Bergab, durch Gräben mit und ohne Wasser (Wassertemperatur 2 Grad) und gegebenenfalls geht es kurz mal durch eine gefüllte Güllegrube um dem Feld eine unverwechselbare Note zu verpassen.

Irgendwann erreicht man völlig verdreckt das Areal der Hindernisse. Dazu ist nicht viel zu sagen. Es geht von dicht am Boden gespannten Netzen unter denen man hindurch muss, über bis zu neun Meter hohe Hindernisse mit Seilen und Netzen, Wasserdurchquerungen mit Tauchstellen, Seilen zum balancieren, Matschfeldern mit bis zu 40 cm tiefem Matsch bis hin zu Feuer durch dass man laufen muss über ca. 25 Hindernisse. Dabei ist darauf zu achten dass man immer läuft zwischen den Hindernissen um Unterkühlungen zu vermeiden. Ach ja, die Matschfelder neigen dazu die Schuhe von den Füssen zu ziehen. Viele Starter kommen mit nur einem Schuh ins Ziel. Um die Knöchel geschnürte lange Schnürsenkel verhindern das! Und geht die Hindernisse ruhig und bedacht an! Bis zu einem drittel der Starter scheidet aus aufgrund von einem nicht mehr einsatzfähigem Körper. Mehr wird hier nicht verraten. Das Rennen hat schließlich einen Fear Factor.

Völlig ausgepumpt, glücklich wie nie zuvor bei einem Rennen und frierend kommt man ins Ziel. Danach erhält man die Medaille, eine Wärmefolie und ein heißes Getränk. Kuchen gibt’s auch! Dann zu den Duschen. Männer und Frauen duschen gemeinsam. Bis man eine freie Dusche erwischt ist man völlig durchgefroren und das Wasser ist auch nicht wirklich warm.  Den Dreck bekommt man noch nach Tagen im Büro in Form von schwarzem Sand der aus den Ohren rieselt zu sehen. Das ist wahr! Waschen allein hilft nicht, die Zeit bereinigt den Rest.

Das Vorbereitung
Noch etwas zur Vorbereitung: Training in Deutschland kann zu ungewolltem Einsatz der Bundesdeutschen Rettungskräfte führen. Deshalb, wenn Ihr im Eiswasser trainiert niemals allein!!!!!!!! Und einer sollte am Ufer stehen und Passanten aufklären!!!!!!!

Das ist auch kein Witz! Und Achtung! Eisschollen sind messerscharf!

Flüge nach Birmingham mit LH oder BA gibt es zu hauf. Festbuchungen am besten mindestens sechs Monate vorher machen. Das wird viel, viel Billiger. Ich fliege mit LH für 88 Euro hin und zurück. Mietwagen gibt es genügend am BHX Flughafen. Hotels werden auf der TG Homepage www.toughguy.co.uk angeboten oder man übernachtet in der Scheune auf dem Areal selbst. Das ist aber schrecklich ungemütlich. Im Hotel mit angeschlossenem Pub ist es klasse.

Lebt euren Traum, habt Angst, und lasst euch von Mr. Mouse (Billy Wilson der Veranstalter) durch die Hölle treiben!
Parole „Yohimbe“ ist immer gültig.
Begrüssung üblicherweise: „Top of the mornin to ya“. Antwort: „And the rest of the day to yaself“.

6000 Verrückte erleben einen Sonntagmorgen der seinesgleichen sucht! Das ist das geilste, beste was ich je erfahren habe. Die Eindrücke vergisst man nie!

Die netten Damen und Herren der TG Verwaltung halten meistens schon nach dem Rennen  Anmeldeformulare für das nächste Jahr bereit. Erfahrung!

Nun auf Ihr Tough Guys!!!

Noch eine Anmerkung: Im Sommer findet auch ein Rennen statt. Dieses Rennen nennt sich Nettle Warior. Aber nicht zu vergleichen mit dem Original!