Juli 2008: Bärenfels Ultratrail

19. Juli 2008: Bärenfels Ultratrail

Unsere Ergebnisse:

Frank Nicklisch: 04:42 h in der Marathonwertung (44,8 km, 1.400 hm)

 

Laufbericht von Frank Nicklisch:

 

Nachdem eine Teilnahme am Hospizlauf von Koblenz nach Trier in der letzten Woche aus Termingründen gescheitert war musste eine Alternative gefunden werden. Nach kurzer Suche stieß ich auf den Bärenfels Ultratrail, der im Nationalpark Saar-Hunsrück in der Nähe von Birkenfeld stattfindet.

In Birkenfeld habe ich meine gesamte Schulzeit verbracht, nur gelaufen bin ich da noch nicht. Also die Ausschreibung gelesen und kurz entschlossen angemeldet.

Angekündigt waren ein bis drei Runden zu 21 km mit jeweils 500 Höhenmetern. Das erschien mir zwar schon anspruchsvoll, aber zu schaffen. Selbstverständlich kam für mich nur der drei Runden Kurs über 63 km in Frage. Ich sollte diese Entscheidung noch bitter bereuen…

Am Samstag morgen um 7:00 stehe ich in einer Halle im Industriegebiet von Neubrücke in der Schlange bei der Startnummernausgabe. Das Wetter schien zu halten, waren doch zuvor Regenschauer und Kälte angekündigt worden. Die Organisation war sehr familiär, die Stimmung gut. Alle warteten voller Freude auf den Start.

Bereits beim betreten der Halle konnte ich die Hinweise auf die Strecke lesen. Anders als angekündigt wurde auf einer Strecke von 22,4 km gelaufen. Ich verschwendete keinen zweiten Gedanken an die zusätzlichen 1,4 km. So sollen es also 67,2 km werden.

Endlich erfolgte der Start. Gemeinsam mit etwa 250 anderen Läufern, die die verschiedenen Distanzen laufen wollten machte ich mich auf die Strecke. Nach einem kurzen Stück asphaltiertem Fußweg, der unter der Autobahn hindurchführte folgte der erste kräftige Anstieg. Doch so schnell wie er kam, war er auch wieder vorbei. Vorbei war dann auch der Asphalt. Jetzt ging es auf fast ebener Strecke auf einem Waldweg durch den Wald parallel zur Autobahn.

Nach etwa einem Kilometer folgte die zweite Steigung. Diese war deutlich länger und gab einen ersten Eindruck von dem was noch folgen sollte. Bei km 2 ging es auf einem asphaltiertem Weg wieder bergab, hier konnte ich richtig Tempo machen. Geschwindigkeiten bis zu 4 Min/km und schneller waren leicht zu erreichen.

Dann führte die Strecke wieder auf einen geschotterten Weg in den Wald hinein und es wurde sofort steil. Bereits nach wenigen Metern erkannte ich, das es sinnlos ist eine solche Steigung zu laufen, speziell wenn es das erste von drei Mal ist. Viele andere Läufer fielen ebenfalls in den Gehschritt.

Die Steigung schien kein Ende zu nehmen, doch als es etwas flacher wurde fing ich wieder an zu laufen. Der Weg war jetzt etwas uneben und mit Baumwurzeln durchzogen. Nach kurzer Zeit kam die erste Verpflegungsstelle. Eine leichte Steigung folgte nach der es steil bergab ging und wir, bevor wir rechts abbogen, die letzten Teilnehmer sahen die uns entgegen kamen.

Jetzt ging es auf einem schmalen Waldweg, der eigentlich nur aus einer Fahrspur bestand, steil den Berg hoch. Nach der schier endlosen Steigung folgte eine ebensolche lange Gefällestrecke. Wieder konnte ich Tempo machen. Bisher war mein Tempo in den Steigungen bei ca. 5:45 bis 6:15 und bergab bis zu 3:45. Der Gesamtschnitt lag bei 5:30.

Auf mehr oder minder breiten Waldwegen ging die Strecke weiter und am Ende einer Steigung bei km 9 führte der Weg plötzlich links in den Wald. Nur war hier kein Weg. Man musste über einen schmalen Graben springen und dann auf grasbewachsenem Waldboden zwischen den Bäumen umherlaufen. Rotweißes Absperrband markierte den Weg hinauf zum Bärenfels.

Den Bärenfels galt es dann zu erklimmen, über stufenartige Felsen hinauf und auf der anderen Seite mit einem beherzten Sprung wieder herunter. Hier wartete neben dem Fotografen dann die zweite Verpflegungsstation.

Was folgte war ein schmaler Weg der bald breiter wurde und dann lange bergab führte. Wieder konnte ich schneller laufen und die verlorene Zeit bei den Anstiegen wettmachen. Und wieder folgte am Ende einer Gefällestrecke wieder eine Steigung, in der plötzlich die Strecke nach rechts in den Wald abbog. Hier ging es auf einem schmalen Weg zwischen den Bäumen und unter tiefhängenden Ästen weiter bis ich an einen steilen Abhang kam. Ich blieb abrupt stehen und suchte nach Halt. Vorsichtig lief ich über lose Steine und tiefe Rinnen bergab. Gegen Ende hoffte ich nur auf Platz zum auslaufen, obwohl dieser Abstieg nur etwa 20m ausmachte.

Weiter ging es und nach kurzer Zeig ging die Strecke aus dem Wald heraus und über einen Feldweg auf asphaltierter Strecke. Doch schon nach kurzer Zeit folgte eine lange Steigung, die kein Ende nehmen wollte. Doch als die Höhe erreicht war ging es auch wieder bergab und ich erreichte am Ende eines langen Gefälles die dritte Verpflegungsstation bei km 15.

Kurz hinter der Verpflegungsstation führte die Strecke in einem scharfen Rechtsknick in den Wald. Hier war nur ein schmaler Fußweg, der durchs hohe Gras und durchs Unterholz immer steiler bergauf führte. Nachdem diese Steigung überwunden war ging es auf Waldwegen weiter bis die Strecke wieder nach rechts in den Wald führte und dort immer steiler bergab ging.

Der Weg war nur schmaler Pfad und immer wieder hingen Äste bis tief auf den Weg herab. Dazu kam der unebene Boden. Schließlich lichtete sich der Wald und es ging über einen Wiesenweg auf dem hohes Gras die tiefen Fahrspuren im lehmigen Boden verdeckte weiter bis ich bei km 19 vor der Wand stand.

Ich konnte zunächst nicht glauben wo die Strecke jetzt lang führt. Vor mir ging es steil berauf, kein Weg weit und breit. Zwischen den Bäumen ging es mit geschätzten 100% Steigung über 50 m steil bergauf. Der lose Boden rutschte einem bei jedem Schritt unter den Füssen weg und ich war froh oben angekommen zu sein. Doch hier war die Steigung noch nicht zu Ende. Weiter ging es auf einem schmalen Pfad steil Bergauf.

Schließlich erreichten wir wieder einen Weg der leicht bergauf und dann bergab führte und schließlich auf blätterbedecktem Waldboden endete. Kurz darauf ging es steil zwischen den Bäumen bergab und ich konnte nur mit Hilfe von Ästen die ich während des Herunterrutschens griff das Gleichgewicht einigermaßen halten.

Weiter ging es über Waldwege und noch einmal einen extrem steilen Weg hinab. Dann folgte die Strecke einem Waldweg hinauf um über einen steilen schmalen Weg zwischen Bäumen und Sträuchern und über Baumwurzeln wieder bergab zu führen.

Das nächste Stück war einigermaßen flach und ich konnte wieder Kräfte sammeln. Ich hatte schon lange keine Entfernungsangabe mehr wahrgenommen und wusste nur, dass das Ziel bald erreicht sein musste. Schließlich ging es aus dem Wald heraus über eine Wiese, an deren Ende nach einem kurzen Asphaltstück Start und Ziel lagen.

Ich hatte die erste Runde geschafft. Geplant waren unter zwei Stunden für die erste Runde und ich hatte 2:04h gebraucht, allerdings für 1,4 km extra. Ich war zufrieden und wusste gleichzeitig, dass ich diese Strecke nicht noch zweimal bewältigen könnte. Ich beschloss, das die zweite Runde meine letzte sein sollte.

Ohne weiter Nachzudenken ging ich auf die zweite Runde. Bereits bei der ersten kurzen Steigung ging ich und war gleichzeitig erstaunt wie leichtfüßig ich hier noch vor zwei Stunden heraufgelaufen war. Auch die zweite Steigung bewältigte ich weitgehende als Geher. Doch das folgende lange Gefälle lief ich mit vollem Tempo und spürte bald, wie meine Muskeln verhärteten. Wieder bergauf ging es und dann weiter zum ersten Verpflegungsstand. Ich war bereits deutlich angeschlagen. Die Helfer sagten mir dass ich auf Platz 15 liege und dass etliche Läufer vor mir ja drei Runden laufen würden. Ich hätte also gute Chancen auf eine Top 10 Platzierung. Ich war da längst nicht so optimistisch.

Weiter quälte ich mich über die Strecke. Steigungen ging ich und Bergab lief ich. Beim überklettern des Bärenfels krampften meine Oberschenkel das erste Mal und ich hatte Schwierigkeiten weiter zu kommen. Ich machte eine kurze Pause am zweiten Verpflegungsstand und kam mit einem anderen Läufer ins Gespräch. Gemeinsam liefen wir weiter.

Plaudernd lief es sich deutlich leichter und so erreichten wir gemeinsam die Wand. Hier war es dann für mich zu Ende. Ich kam nur schwer die steile Böschung hoch. Bei jedem Schritt krampften meine Muskeln und immer wieder musste ich Dehnübungen machen. Schließlich war ich oben und ging langsam weiter bergauf.

Im nächsten Gefällestück kam ich wieder ins traben und ich näherte mich dem Ziel mehr und mehr. Nach der Wand war mir endgültig klar, dass ich keine dritte Runde laufen kann. Noch einmal würde ich diese Steigung nicht bewältigen können. So lief ich ruhig ins Ziel und schloss den Lauf nach 4:42h als 19. der Marathonwertung über 44,8km und als 4. meiner Altersklasse ab.

Im Ziel erfahre ich, dass die Strecke nicht 500 Höhenmeter, sondern 700 Höhenmeter pro Runde aufweist. Somit bin ich heute 44,8 km mit 1400 Höhenmetern gelaufen.

Zur Website des Veranstalters: www.baerenfelslauf.de